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Aug 25 2009

Montréal

Kategorie Reisen

Montreal Hafen

Eine Woche Kanada hatten wir nun hinter uns gebracht – Zeit für neue Herausforderungen: auf nach Québec! Jenen, denen es nicht bekannt sein sollte sei gesagt: Kanada ist ein zweisprachiges Land. Die Provinz, mit dem größten „frankophonen“ Bevölkerungsanteil ist Québec. Die größte Stadt dieser Provinz ist Montréal – die nächste Station unserer Reise.

Ich bin ja eigentlich niemand, der gegen irgendwelche Bevölkerungsgruppen irgendein Vorurteil hätte. Bei Franzosen ist das anders. Ich mag keine franzöischen Filme. Gut – Louis de Funès und die Sch’tis bilden da zwei kleine Ausnahmen. Ich mag auch keine französischen Autos. OK – der 95-er Clio war noch ein feines Maschinchen. Überhaupt mag ich keine Franzosen. Vor allem kann ich ihre Sprache nicht ausstehen. Das kommt vielleicht daher, weil ich in meiner Sturm&Drang-Zeit drei Jahre lang dazu genötigt wurde, diese Sprache zu lernen – mit eher bescheidenem Erfolg.

Nun war es an der Zeit, festzustellen, ob überhaupt irgendeine Vokabel oder gar eines der verhassten Präpositionen, Pronomen oder Adjektive irgendwo in den unübersichtlichen Windungen meines Hirns hängengeblieben war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Bereits kurz nachdem wir die Grenze zur Provinz Québec überquert hatten, entschlossen wir uns spontan an der Besichtigung eines Gefängnisses im schönen Ort Trois-Rivières teilzunehmen. Klar – kann man im Zuge seiner Flitterwochen schonmal machen. 😉 Für nur 8 Kanadische Dollar wurde auch eine Führung mit ehemaligen Insassen angeboten. Die Führung fand selbstverständlich nur in französischer Sprache statt. Ob uns das was ausmachen würde, wurden wir in gebrochenem Englisch mit starkem französischem Akzent gefragt. HALLO??? – DREI JAHRE FRANZÖSISCH IN DER SCHULE! Da wird man doch irgendetwas mitbekommen?! Von dem was uns da von dem sehr engagierten ehemaligem Knasti innerhalb der 90-minütigen Führung in fließendem (im wahrsten Sinne des Wortes) französisch mitgeteilt wurde, verstanden wir nicht viel mehr als nichts. Hinzu kam die ständige Angst meiner Frau, von dem recht authentisch-grimmig dreinblickenden Herrn in dessen Ausführungen mit einbezogen zu werden. Fazit: wer der französischen Sprache mächtig ist, der kann sich den Knast durchaus mal zeigen lassen. Der Rest sollte sich den Besuch sparen oder warten, bis auch hier eine Führung in englischer Sprache angeboten wird.

Weiter ging es nach Montréal. Auch vielen Nicht-Kanadiern wird diese Stadt vielleicht ein Begriff sein. Schuld daran sind die zahlreichen Festivals, die über das Jahr verteilt hier stattfinden. Im Grunde kann man davon ausgehen, dass immer irgendwo irgendeine größere Veranstaltung die Massen anzieht. Schon eine Suche bei Google fördert eine Unmenge von Festivals zu Tage. So war es eigentlich selbstverständlich, dass auch unweit unseres Hotels zu einem kleinen Fest eingeladen wurde. Und weil ich die franzöische Sprache so mag, hat man offenbar mir zu Ehren das „Les Franco Folies de Montréal“ veranstaltet. Dabei treten auf mehren Bühnen französischsprachige Musiker auf. Was mir gleich als erstes aufgefallen ist: Während es in Deutschland für die Veranstalter eines jeden noch so kleinen Festes höchste Priorität zu haben scheint, dass der durstige Veranstaltungsbesucher nicht mehr als hundert Schritte bis zum nächsten Bierwagen zurücklegen muss, scheint es bei den französischsprachigen Kanadiern erst gar keine dieser Institutionen zu geben. Hin und wieder traf man mal einen einzelnen Bierverkäufer, der maximal ein Duzend prall gefüllte Bierbecher in einem Bauchladen vor sich hertrug – das wars aber auch schon. Mir blieb regelrecht die trockene Luft im Halse stecken: ein riesiges Fest im Sommer mit viel Musik aber quasi ohne Bier? Das war selbst für mich zu viel.

Den älteren Lesern dieses Blogs wird Montréal vielleicht noch durch ein anderes Ereignis in Erinnerung sein. Richtig – 1976 fanden hier die olympischen Sommerspiele statt. Und wie das bei Olympia meist so ist, bleibt nach dem ganzen Tohuwabohu der Olympiade oft das eine oder andere Gebäude der Nachwelt erhalten. In strömendem Regen haben wir uns den „Parc Olympique“ angeschaut und unter anderem dieses wunderbare Foto gemacht:

Parc Olympique de Montreal

Im ehemaligen Velodrome des Olympiaparks gibt es außerdem noch den „Biodome„. Vier verschiedene Ökosysteme (Pflanzen und Tiere) werden hier unter einem Dach präsentiert. Das ganze ist leicht überteuert und (vor allem bei schlechtem Wetter) etwas überfüllt.

Anschauenswert ist vor allem der Hafen und die angrenzende Altstadt. Den bei Nacht hell erleuchteten „Notre Dame“ sollte man sich auch mal von innen anschauen. Selten habe ich eine so farbige Kirche gesehen.

Montreal Notre Dame

Ebenfalls ein Erlebnis ist die Fahrt mit dem „Amphibienbus“. Dabei wird man mit einem umgebauten ehemaligen Schulbus zunächst durch die Montrealer Altstadt gefahren. Danach gehts mit diesem Gefährt ins Hafenbecken.

Motreal Stadtrundfahrt Amphibienbus

Dabei erzählte uns ein vor Enthusiasmus nur so strotzender Fremdenführer die eine oder andere Geschichte über die Stadt. Dieser war zumindest bei unserer kleinen Rundfahrt nicht nur der französischen, sondern auch der englischen Sprache mächtig. Außerdem machte er mir eine ganz besondere Freude, als er mir mit einem nahezu akzentfreien „Isch liebe disch“ beweisen wollte, dass ihm auch die deutsche Sprache nicht fremd ist. Zutiefst gerührt lief ich rot an und machte heimlich ein Foto von meinem neuen Verehrer.

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