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Apr 16 2011

Was tun, wenn’s brennt?

Kategorie Dies & Das


Welch eine Aufregung gestern am späten Abend auf der Fahrt in den verdienten Heimaturlaub. Wir waren gerade dabei, auf der Autobahn einen LKW zu überholen, da bemerkte ich einen merkwürdigen Geruch. Es roch irgendwie verbrannt. Außerdem waberte Rauch über die Straße. Noch bevor ich mir groß Gedanken über die Herkunft des Ganzen machen konnte, platzte auch schon ein Reifen des LKWs, der nur knapp vor uns auf der rechten Spur fuhr. Geistesgegenwärtig schaltete ich die Warnblinker an und verlangsamte behutsam die Geschwindigkeit. Der Fahrer des LKW zog auf den Standstreifen und brachte sein Gefährt dort ohne Probleme zum Stehen. Ich rollte noch ein paar Meter weiter und fragte mich, was denn nun zu tun sei. Ich muss zugeben, dass mein erster Gedanke in Richtung weiterfahren ging. Wegen einem geplatztem Reifen muss man ja nicht gleich anhalten. Ich entschied mich dann doch dafür, mich wenigstens zu erkundigen, ob denn meine Hilfe gebraucht werden würde. Als ich ausgestiegen war, sah ich, dass der LKW nicht nur rauchte, sondern schon zu brennen begann. Schnell stellte sich heraus, das die Fahrer Polen waren und kein Wort deutsch verstanden. Offensichtlich hatten sie keinen Feuerlöscher dabei – ich leider auch nicht. Obwohl sie versuchten, vorbeifahrende Autos zum Anhalten zu bewegen, und die Situation dank des stärker werdenden Rauches offensichtlich war, hielt niemand an. Ein Feuerlöscher hätte zu dieser Zeit vermutlich schlimmeres verhindern können. Ich zückte mein Handy, und rief die 112 an. Zum Glück hatte ich noch genügend Guthaben auf meiner Prepaid Simkarte, aber ich glaube die Notruf Nummern, sind sowieso kostenlos. Eigentlich bin ich ja eher ein ruhiges Gemüt. Dennoch muss ich zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt ein ganz klein wenig aufgeregt war, und mir noch nicht mal Gedanken über die in solchen Fällen wichtigen „W-Fragen“ gemacht hatte. Immer wieder wird gepredigt, dass im Notfall jede Sekunde zählt und man nicht mit sinnlosem Rumgestammel Zeit verplempert sollte. Genau dies war bei mir jedoch der Fall:

Ich: Hier brennt ein LKW…Reifenplatzer…auf der A4…also zwischen…äh…

Ja – wo waren wir hier eigentlich. Nicht selten fahre ich diese Strecke, aber so kurz nach 23 Uhr wollte mir nicht einfallen, wo genau ich hier angehalten hatte. Ich war mir sicher, die Abfahrt Burkau bereits passiert zu haben, und so lautete meine erste Vermutung

Ich: ….zwischen Burkau und Bautzen.
Er: Sind sie der Fahrer?
Ich: Nein, ich bin nur angehalten.
Er: Personenschaden?
Ich: Nein.
Er: Wie stark ist der Brand?
Ich: Momentan raucht es nur.
Er: Haben sie die Polizei gerufen?
Ich: Nein.
Er: Dann machen wir das.
Ich: Jetzt brennt es schon etwas mehr:
Er: Die Feuerwehr wird gleich da sein. Bleiben Sie vor Ort.
Ich: Danke.

Meine Frau stand in sicherer Entfernung an unserem Auto. In den letzten zwei Tagen hatte sie einen „Erste-Hilfe-Kurs“ über sich ergehen lassen und dabei auch mit vollem Einsatz als Leiche glänzen dürfen. Stabile Seitenlage, Wiederbelebungsmaßnahmen und der ganze Kram wären also kein Problem gewesen.

Eine Viertelstunde war vergangen – von den angeforderten Hilfskräften weit und breit keine Spur. Mein Handy klingelte – der Mann von der Rettungsleitstelle war erneut dran und erkundigte sich, wie sich der Brand denn entwickelt hätte. Es rauchte immer noch, Flammen waren nur vereinzelt zu sehen. Auch wollte er sich nochmal nach dem genauen Standort erkundigen. Mittlerweile hatte mir meine Frau schon verraten, dass sie glaubt bereits die Lichter von Bautzen gesehen zu haben. Hm – dann wohl eher nicht Burkau sondern Uhyst. Ach – und übrigens – jetzt brennts wieder etwas mehr….

Unterdessen hatten auch noch andere Autos angehalten. Ich war damit beschäftigt, die Leute zu beruhigen und jedem Neuankömmling mitzuteilen, dass die Feuerwehr bereits unterwegs war. Teilweise boten Leute ihre Hilfe an, teilweise stiegen sie wortlos aus ihren Autos aus, zückten ihr Handy und wollten das Schauspiel für die Nachwelt festhalten. Sieht man ja nicht alle Tage. Ist ja auch verständlich, dass man erstmal filmen möchte. Nicht auszudenken, wenn das Ding explodiert und man seine Knipse nicht im Anschlag hat. Irgendwer wird schon Hilfe geholt haben.

Ich war endlich auf die gloreiche Idee gekommen, mein GPS nach dem genauen Standort zu befragen. Mist. Weder Burkau, noch Uhyst – sondern Salzenforst. Ich hatte mich also um ganze zwei Abfahrten vertan.

Mittlerweile waren 45 Minuten vergangen. Der LKW brannte lichterloh. Endlich sah man Blaulicht am Horizont. Binnen weniger Minuten hatte die Polizei die Autobahn komplett abgesperrt. Bevor die Polizisten die umherstehenden Katastrophenfilmer bei ihrer Arbeit stören konnten, stellte ich die Situation kurz da. Ich wäre wohl der „Hinweisgeber“ wurde mir vorgeworfen. Ja – genau der war ich. Dann brauchen wir ihre Papiere. Er sah sich unsere Ausweise nur kurz an – heutzutage wird das nicht alles abgeschrieben, sondern fotografiert. Schwups lagen unsere Ausweise zur Ablichtung auf dem Asphalt. Haarklein sollten wir nun schildern, wie genau es zu dem Brand gekommen war. Gar nicht so einfach. Man glaubt gar nicht, wie viele Details man nach der ersten Aufregung bereits vergessen hat. Der Polizist war äußerst gut gelaunt. Er piff ständig vor sich hin – und das noch nicht mal gut. Was denn die Ursache für seine ausgesprochene gute Laune wäre, fragte ich ihn. Erstaunt schaute er mich an, zog die Augenbrauen hoch und meinte: „Ist doch keinem was passiert…“.

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