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Feb 16 2007

Seifenlauge – noch einen Eimer bitte!

Kategorie Dies & Das

Langsam scheint es so, als würde mir bald die Seifenlauge ausgehen. Einige unermüdliche „Kämpfer für Recht und Ordnung“ der CSU möchten gern den Bundesrat davon überzeugen, dass sogenannte „Killerspiele“ komplett verboten werden sollen. Einziger offizieller Unterstützer für dieses Vorhaben ist momentan das Bundesland Niedersachsen. Die Argumente die da einige Politiker auf den Tisch legen, bringen micht nicht unbedingt dazu, bei diesen Politikern sonderlich viel Sachkompetenz zu erkennen.

Nehmen wir mal das Argument, dass die jugendlichen Attentäter der letzten Jahre sogenannte Killerspiele gespielt haben und aus diesem Grund angeblich zu diesen Gewalttaten fähig waren. Ich würde mal vermuten, dass heutzutage nahezu jeder männliche Jugendliche einen Computer besitzt und nicht wenige dieser Jugendlichen durchaus schon mindestens einmal das eine oder andere sogenannte Killerspiel gespielt (in Fachkreisen darf man auch gezockt verwenden) haben. Nicht wenige davon machen das regelmäßig auf sogenannten LAN-Partys. Wenn nun 2-3 Jugendliche innerhalb von 5 Jahren durchdrehen, kann man dann rein statistisch gesehen dieses Argument knicken, und sollte sich schleunigst daran machen, nach anderen Ursachen zu suchen. Die Bekämpfung dieser ist dann wahrseinlich weit weniger populistisch und kostet womöglich auch den einen oder anderen Euro mehr, würde aber unter Umständen erfolgreicher sein.

Neulich waren bei einer Forsa-Umfrage 72% der Deutschen für ein Verbot von Killerspielen. Gäbe es diese überwältigende Mehrheit immernoch, wenn man in der Fragestellung auf den Begriff „Killerspiele“ verzichtet hätte? Hat man eigentlich eher Menschen gefragt, die schon einmal ein solches Spiel konsumiert haben, oder eher ratlose Eltern, die nach jedem Strohhalm greifen, der verspricht ihr Kind davor zu schützen, selbst gewalttätig zu werden?

Herr Beckstein setzt sich sogar für ein komplettes Verbot ein, da er es für statistisch erwiesen ansieht, dass Gewaltverherrlichung vor allem in der Altersgruppe von 18-25-jährigen erkennbar ist. Warum dann nicht erst einmal den Grundwehrdienst abschaffen? Dort spielt diese Altersgruppe sogar mit richtigen Waffen! Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass sehr viel mehr Erwachsene Gewalttaten begehen, als Jugendliche. Computerspiele gehören in ihrer Altersgruppe, Herr Beckstein, ja nicht unbedingt zu den meistverbreitetsten Hobbys. Dafür schauen sie womöglich regelmäßig die Tagesschau mit Gewaltszenen aus aller Welt oder das Musikantenstadl. Außerdem ist man ja gerade in Bayern gern in Schützenvereinen organisiert und lernt dort sogar den Umgang mit der Waffe. Verbieten! Verbieten! Verbieten!

Auf das Argument hin, dass man in Zeiten des Internets ein derartiges Verbot schlecht global durchsetzen läßt, gibt es oft das Gegenargument, dass man auch in Bezug auf Kinderpornografie im Internet internationale Erfolge erzielen konnte. Das Vorgehen gegen „Killerspiele“ mit dem Vorgehen gegen Kinderpornografie zu vergleichen halte ich schon für sehr geschmacklos.

Bei der Charakterisierung von „Killerspielen“ wird oft entgegnet, dass es um Spiele geht, wo es das Ziel ist Menschen zu quälen und/oder mit Baseballschlägern, Kettensägen und anderen Utensilien zu masakrieren. Genau solche Computerspiele (und noch einige mehr) stehen bereits auf dem Index und sind für Jugendliche in Deutschland nicht legal zu erwerben. Wer trotzdem einen dieser Titel an Jugendliche verkauft, muss schon heute mit Strafen rechnen. Viele Forderungen, die derzeit gegenüber der Bevölkerung kommuniziert werden, sind also bereits jetzt im Gesetz verankert. Eine Verschärfung wäre nur ein Alibi für die Politiker, etwas gegen dieses Problem getan zu haben.

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