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Jul 24 2008

Leergut


Wie beginnt man seinen hochverdienten Jahresurlaub? Richtig – mit Leergut. Nein, ich habe selbstverständlich nicht den Vorabend meines zweieinhalbwöchigen Urlaubs damit verbracht, mein gesammeltes Leergut in die Leergut-Annahmestelle zu bringen. Ich war gestern – zum ersten Mal in diesem Jahr – zu einem Film bei den Filmnächten am Elbufer. „Leergut“ war der Titel des tschechischen Streifens. Wer wie wir schon einige Zeit vor dem Beginn vor Ort war, konnte noch gemütlich den Klängen tschechischer Volksmusik lauschen. Obwohl dieser Film nun wahrlich nicht zu den Blockbustern der letzten Zeit zählt, füllten sich die Ränge schnell, so dass die Vorstellung meiner Vermutung nach sogar ausverkauft war. Es schien sich herumgesprochen zu haben, dass es sich bei diesem Film um den laut tschechischen Medien „Erfolgreichsten tschechischen Film aller Zeiten“ handeln sollte. Vielleicht haben die tausenden Besucher der Filmnächte auch diesen Blog gelesen und sind meiner Empfehlung gefolgt.

Genug geschwafelt – nun zum Film.

„Leergut“ ist der letzte Teil der „Triologie der Lebensalter“ von Zdenek Sverák. „Volksschule“ (1991) beschreibt die Kindheit, „Kolya“ (1996) das Erwachsensein und „Leergut“ (2007) das Alter. Zdenek Sverák ist der Autor aller drei Teile und gleichzeitig der Hauptdarsteller, sein Sohn Jan Sverák führte Regie.

Im letzten Teil der Triologie geht es ums alt werden und sich jung fühlen. Der Film ist (manchmal erschreckend) gnadenlos ehrlich und verzichtet auf jegliche Schönfärberei. Schonungslos offen und mit einem oft tragisch-komischen Humor nimmt man am Lebens(vor)abend eines Ehepaares teil. Er will es nochmal wissen – sie schämt sich für seinen, dem Alter scheinbar nicht entsprechenden, Enthusiasmus. Er mag Frauen – sie hat das unangenehme Gefühl, nicht das Ziel seiner Begierde zu sein und spürt, dass er sie nicht mehr attraktiv findet. Ein Film der keine Zielgruppe hat, weil er einfach allen gefallen muss.

Glaubt man der Internetseite zum Film, so hat dieser Streifen im letzten Jahr bereits drei Publikumspreise auf diversen Festivals abgeräumt – und das völlig zu Recht. Selten habe ich es erlebt, dass das Publikum bei den Filmnächten am Elbufer sich so geschlossen von einem Film hat mitreißen lassen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass auch nur ein Zuschauer auch nur eine Szene des 103-Minütigen Streifens nicht gut gefunden hat. Grandiose Schauspieler, packendes Drehbuch, Unmengen an komischen Dialogen und Situationen. Ich würde mich sogar dazu hinreißen lassen zu behaupten, einen perfekten Film gesehen zu haben.

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