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Nov 12 2011

Hier gibt es nichts zu sehen…


…und das kam so:

Heute war so ein Tag, an dem man abends das dringende Bedürfnis verspürt, mal irgendwie den Kopf freibekommen zu müssen. Das Ziel war klar, der Weg dahin auch schnell gefunden. Bewaffnet mit Kamera, Stativ und aufmunitioniertem Fotorucksack wollte ich mal wieder den Kiez auf der Suche nach Motiven durchstreifen. Ein grobes Ziel hatte ich mir bereits in den letzten Tagen zurechtgelegt: das neu eröffnete Militärhistorische Museum sollte es werden. Vor Ort angekommen trat eine nette Frau vom Wachpersonal an mich heran und erkundigte sich nach meinem Vorhaben. Sie ließ mich die Schranke passieren und erlaubte mir, mein Stativ auf dem Vorplatz aufzubauen. Verbunden mit dem künstlichen Licht der direkten Beleuchtung des Gebäudes, tauchte der Mond das Museum in ein herrliches Licht.

Während ich so am werkeln war, bemerkte ich gar nicht, dass ein Auto der Bundeswehr neben mir hielt. Ein Mann steigt aus und stellte sich mir als Pressesprecher der Bundeswehr vor. Mit strengem Blick fragte er mich, was ich da wohl täte. Nun muss man kein Experte sein, um angesichts von Stativ und Kamera von selber drauf zu kommen, was jemand mit derartigen Gerätschaften zu tun gedenkt.

Wahrheitsgemäß antworte ich mit einem leichten Schulterzucken: „Ich fotografiere“.

Obwohl ich fand, dass meine Antwort äußerst präzise war, schien er damit noch nicht zufrieden zu sein.

„Für privat?“…fragte er weiter. „Weil gewerbsmäßig kostet Geld. Und wenn sie das im Internet veröffentlichen…oder bei Facebook…“

Aha! Daher wehte der Wind. Kann man nicht mal ungestört ein Haus knipsen? Ist das Militärhistorische Museum (auch wenn es der Bundeswehr „gehört“) nicht auch irgendwie „Gemeingut“? Zumindest wurde es mit Hilfe meiner Steuergelder saniert, da sollte doch so ein simples Foto drin sein?! Ich war drauf und dran, ihm mal ordentlich die Meinung zu sagen – doch er trug eine schicke Uniform – das schüchtert ein. Und so behielt ich meine ursprüngliche Idee, das Foto als Blog-Header-Bild nutzen zu wollen aus Kostengründen für mich und antwortete: „Ja, nur für privat“.

„Weil Sie hier mit Stativ fotografieren, da dachte ich, das wäre für ein Gewerbe“…meinte er noch.

Zugegebenermaßen eine Spur zu „oberlehrerhaft“ hob ich den Zeigefinger und wies mit einem leicht ironischen Unterton auf die der Freihandfotografie nicht sonderlich zuträglichen Lichtverhältnisse hin. Auch dieser Versuch, die Atmosphäre etwas aufzulockern, war nicht sonderlich erfolgreich. Er wies die etwas bedröppelt dreinschauende Dame vom Wachpersonal an, in Zukunft niemanden mehr mit Stativ aufs Gelände zu lassen, stieg in seinen Passat und rauschte davon.

Tja – und darum wird es das Ergebnis meines Ausflugs an dieser Stelle leider nicht zu sehen geben…

PS: Das ist schon das zweite Mal, dass man mich der gewerblichen Fotografie bezichtigt. Es schmeichelt mir ja schon ein wenig, dass man mich für einen „Professionellen“ hält – aber langsam nervts auch ein wenig!

5 Kommentare

5 Kommentare zu “Hier gibt es nichts zu sehen…”

  1. dd-jazzam 13. Nov 2011 um 20:49 Uhr

    Wer LKW-Brand-Anschläge in einem überwachten Gelände der Elite-Bundeswehr-Einheit nicht aufzuklären weiß und gleichzeitig neben einem geschichtsträchtigen Mega-Pulverfaß sitzt, fürchtet wohl in jedem „Zivil-Getarnten“ die zündelnde Lunte.
    Vielleicht gibt es demnächst museumspädagogisch gegen Gebühr Gewehr-Stative für fotografische Zwecke auszuleihen.
    Sie Pixel-Terrorist! 🙂

  2. blechkoppam 14. Nov 2011 um 19:48 Uhr

    Ich glaube eher, dass es dem Herrn einfach nur ums liebe Geld ging. Der wollte doch nur Kohle machen – die Bundeswehr braucht Geld, ganz einfach. Ist ja auch ein netter Nebenerwerb: Ein Foto vom neuen Leo 10 Euro – mit Verteidigungsminister 20…lächeln kostet extra!

    Wobei – ich war schon ein wenig enttäuscht, dass sich nicht gleich eine Eliteeinheit von einem Helikopter abgeseilt hat, um mich von meinem Vorhaben abzubringen. „Die Truppe“ ist auch nicht mehr das, was sie mal war…

  3. dd-jazzam 14. Nov 2011 um 20:31 Uhr

    dito,
    wem die Basis existenziell abgeschafft wird, DER-SIE-ES ringt naturgemäß um inzwischen-gesellschaftlich-statuierte prekäre Anerkennung (oder „Feind-Bilder“).
    Er hat Zukunft:
    Bspw. ein perfekter BFD-Dienstleister!
    Kanonenfutter war Gestern, flotte Oma service-orientiert ist Heute!
    Ach, mal in dreißig Jahren ein Kesselgulasch… ist nicht zu verachten.
    Demente LagerfeuerRomantik pur.
    Dennoch:
    Besser „kalter Hund“, als „heißer Humanist“.
    🙂

  4. dd-jazzam 14. Nov 2011 um 20:44 Uhr

    Wohlgemerkt,
    weiß ich es dennoch vor allem als Mutter zu schätzen, dass mein Sohn sich friedllich entscheiden konnte, wofür er einzustehen vermag.
    Zivile Dienste sind oft herausfordernder…

  5. Lutz & Tommyam 17. Nov 2011 um 19:39 Uhr

    Gut, dass ich durch Deinen Artikel vorgewarnt wurde. Ich hatte nämlich fast die gleiche Idee, da ich die architektonische Verbindung von alt und neu sehr reizvoll finde.
    Der Vorfall hätte mich aber auch aufgeregt, war es doch bisher eher so, dass das Fotografieren in einem Museum schwierig ist und nicht außerhalb!

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