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Mrz 27 2011

Ich habe ein Sachohr

Kategorie Dies & Das


Heute Morgen wurde am sonntäglichen Frühstückstisch mittels einer wissenschaftlich-fundierten Befragung durch meine Frau festgestellt, dass mein Sachohr eine ungewöhnlich starke Ausprägung vorweisen kann. Dafür sind sowohl mein Appell-, als auch mein Selbstaussage- und erst recht mein Beziehungsohr wenn überhaupt, dann nur rudimentär ausgebildet. Der Laie wird sich spätestens an dieser Stelle fragen, was dies denn alles bedeutet und wozu jemand vier Ohren gebrauchen könnte, wo vielen zwei Ohren manchmal schon zu viel sind. Nun – laut meiner Frau, die sich dank einer Fortbildung in diesem Bereich besonders gut auskennt, sind das vier sogenannte Kommunikationsebenen namentlich auch bekannt als „Die vier Ohren des Empfängers“. Entwickelt wurde das Vier-Ohren-Modell vom Hamburger Psychologen Friedemann Schultz von Thun. Dieses soll dazu anleiten, jede Botschaft unter wenigstens vier Gesichtspunkten zu interpretieren. Mir persönlich reicht durch die überproportionale Ausbildung meines Sachohres offensichtlich ein Gesichtspunkt aus – sowohl die Beschränkung auf eine dieser Kommunikationsebenen, als auch das „Sachohr“ an sich sind vermutlich ein typisch männliches „Krankheitsbild“:

Das Sach-Ohr versucht die sachlichen Informationen zu verstehen. Auf der Sachebene des Gesprächs  steht die Sachinformation im Vordergrund, hier geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte. Dabei gilt zum einen das Wahrheitskriterium wahr oder unwahr (zutreffend/nicht zutreffend), zum anderen das Kriterium der Relevanz (sind die aufgeführten Sachverhalte für das anstehende Thema von Belang/nicht von Belang?) und zum Dritten erscheint das Kriterium der Hinlänglichkeit (sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend, oder muss vieles andere auch bedacht sein?) Für den Sender gilt es also den Sachverhalt klar und verständlich zu vermitteln. Der Empfänger, der das Sachohr aufgesperrt hat, hört auf: die Daten, Fakten und Sachverhalte und hat entsprechend der drei genannten Kriterien viele Möglichkeiten einzuhaken. Viele Menschen konzentrieren sich auf die Sachseite der Botschaften und hoffen bei einer Auseinandersetzung vor allem darin die Lösung zu finden.

Wohingegen das Beziehungsohr tatsächlich eher ein weibliches Erkennungsmerkmal zu sein scheint:

Das Beziehungs-Ohr nimmt vor allen Dingen das wahr, was der Gesprächspartner (Sender) von ihm als Person zu halten scheint und interpretiert das Gespräch vorwiegend mit dem Gefühl. Auf der Beziehungsseite (ob ich will oder nicht), wenn ich jemanden anspreche, gebe ich (durch Formulierung, Tonfall, Begleitmimik) ebenso zu erkennen — z.B. wie ich zum anderen stehe und was ich von ihm halte — jedenfalls bezogen auf den aktuellen Gesprächsgegenstand. In jeder Äusserung steckt somit auch ein Beziehungshinweis, für welchen der Empfänger oft ein besonders sensibles bzw. (über)empfindliches Beziehungs-Ohr besitzt. Aufgrund dieses Ohres wird dann entschieden.

Wer sich auch noch für die genauen Charakteristika der anderen beiden Ohren (Appellohr und Selbstausageohr) interessiert, der kann Details dazu hier nachlesen.

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