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Jul 28 2013

Erfolg von StartUp-Ideen am Beispiel von Mitfahrzentralen

Kategorie Dies & Das

Jeder kennt sie. Die makellosen Erfolgsgeschichten von kleinen innovativen StartUps, die aus einer kreativen Idee entstehen und irgendwann mit scheinbar geringem Aufwand maximalen Profit generieren sollen. Von der Idee über das Layout und die Programmierung ist die Umsetzung in nur wenigen Schritten – oft genug in genau dieser Reihenfolge – in Nullkommanichts erledigt. Nur warum funktioniert das so selten? Warum sind die wenigsten StartUps tatsächlich (auch nach Jahren) nachhaltig rentabel und warum fließt das Geld dennoch scheinbar in Strömen?

Ich sehe mehrere grundlegende Probleme. Man sollte die (technische) Einfachheit, mit der man heutzutage Ideen im Internet umsetzen kann, nicht nur als Vorteil verstehen. Man kann davon ausgehen, dass es nicht lange dauern wird, bis sich jemand die Idee zu Eigen gemacht und ein Konkurrenzprodukt auf die Beine gestellt hat. Da man selbst ja die Vorlage geliefert hat, ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass die Kopie auch noch besser funktioniert, als das Original. Hier kann es helfen, die Konkurrenz ständig im Auge zu behalten. Eine Kombination aus der ständigen Weiterentwicklung auf Basis eigener Innovationen und dem peniblen Beobachten (und kopieren bzw. verbessern) der Ideen anderer kann den entscheidenden Vorteil gegenüber den Wettbewerbern ausmachen. Klingt nachvollziehbar und unglaublich simpel – machen aber die wenigsten StartUps so konsequent, wie man es für einen nachhaltigen Erfolg machen müsste.

Ein schönes Beispiel für das Überangebot an Online-Angeboten sind Mitfahrzentralen. Schaut man sich das entsprechende Suchergebnis bei Google an, erhält man einen guten Überblick über teils europaweit agierende Portale. Alle Mitbewerber werben mit Millionen angemeldeter Nutzer. Gerade in dieser Branche ein Pfund, mit dem man glaubt, gegenüber Werbung schaltender Firmen, punkten zu können. Allerdings haben diese mittlerweile auch mitbekommen, dass die Zahl der angemeldeten Nutzer von der der tatsächlich aktiven Accounts gern mal gravierend abweicht. Hinzu kommt, dass die Suche nach Mitfahrgelegenheiten von den Nutzern eher als Mittel zum Zweck gesehen werden und Werbung – so gut sie auch platziert sein mag – mit der Zeit gerne mal übersehen wird. Da Werbung schnell mal die einzige Einnahmequelle ist, auf die man als StartUp zurückgreifen kann, wird irgendwann der Ruf nach neuen Formen der Finanzierung laut. Anfang des Jahres kündigte der (vermutlich) größte deutschsprachige Anbieter von Mitfahrgelegenheiten (www.mitfahrgelegenheit.de) an, ein für die Nutzer kostenpflichtiges Angebot einzuführen. Der Aufschrei in der hauseigenen Community war groß. Natürlich wollte (mal wieder) keiner für einen Dienst bezahlen, für den mittlerweile eine Vielzahl kostenloser Anbieter existierten. Die Mitbewerber beäugten ihrerseits interessiert den Schauplatz des Geschehens. Einerseits in freudiger Erwartung der neuen Nutzer, die das kostenpflichtige Angebot als Anlass nehmen würden, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Andererseits auch interessiert an der Reaktion der Nutzer, da der Gedanke eines kostenpflichtigen Angebots sicherlich bei jedem StartUp irgendwann mal auf der Agenda steht. Glaubt man den Medien, war der Unmut unter den Nutzern durchaus spürbar. Aus heutiger Sicht war der Schritt sicherlich vor allem für die Mitbewerber von Vorteil.

Obwohl der Markt in diesem Bereich gesättigt scheint, gibt es jedoch immer wieder neue Anbieter, die mit teilweise interessanten neuen Ideen aufwarten. Vor einigen Jahren schon stieg flinc ins Geschäft mit den Mitfahrern ein. Bei flinc steht die mobile Anwendung im Vordergrund. Dies bringt dem Nutzer ein Maximum an Flexibilität. Obendrein versucht flinc seine Mitfahrzentrale mit Carsharing-Angeboten zu kombinieren. Ein anderer, auf dem deutschen Markt relativ neuer Anbieter, ist BlaBlaCar. Dieser hat ein grundsätzliches Problem bei Mitfahrzentralen ausgemacht. Viele Mitfahrer sitzen mit ihren Fahrern stundenlang zusammengepfercht auf engstem Raum und können nichts miteinander anfangen. Bei BlaBlaCar kann man seine Interessen detailliert hinterlegen und kann so schon im Vorfeld für eine angenehme Kommunikation während der Reise sorgen.

Fazit: Es ist gar nicht so schwer in einer Branche ein (nachhaltig) erfolgreiches StartUp von einem weniger erfolgreichen zu unterscheiden. Sobald ein Anbieter mit keinem Alleinstellungsmerkmal aufwarten kann, wird er langfristig nicht bestehen können. Selbst wenn man ein solches Alleinstellungsmerkmal sein Eigen nennt, kann sich dies Dank kopierfreudiger Konkurrenten schnell ändern. Kostenpflichtige Angebote sollte man nur nach reiflicher Überlegung und ausgiebigem Studium der Mitbewerber an den Start bringen. Vor einer solchen Entscheidung sollte man Ausschau nach branchennahen Kooperationspartnern halten. Dort ist meiner Meinung nach das größte Potential versteckt.

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