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Okt 17 2010

Deutsche Leitkultur

Kategorie Dies & Das


Jaja – da isse wieder – die „Deutsche Leitkultur“. Ist noch gar nicht so lange her, dass dieser Begriff in politischen Debatten rund um die sagenumwobene „Integration“ Verwendung fand. Wie damals auch habe ich mich jedoch gefragt, was genau mit „Deutscher Leitkultur“ denn gemeint sei. Hier ist die Erklärung aus dem Jahr 2008:

Und wie damals auch schon, hat man erneut erkannt, dass „…die Migranten sich besser integrieren müssen…!“ Selten ein Wort darüber, dass die Gesellschaft im Allgemeinen und der Staat im Besonderen durchaus auch das eine oder andere tun kann, um die Integration zu verbessern. Deutschkurse, kleinere Schulklassen (vor allem in den sogenannten Problembezirken), gezielte Ausbildung der Pädagogen oder der flächendeckende Einsatz von Sozialarbeitern. Klar – kostet ja alles Geld und wird vom Pöbel nicht so schnell akzeptiert wie der hysterische Fingerzeig auf „die Anderen“. Außerdem müssen wir in dieser schweren Zeit ja sparen. Ein paar Milliarden für die Banken und zum Verbuddeln eines Bahnhofs – OK – aber bloß nicht zu viel Geld in die Gesellschaft investieren – da gewöhnen die sich noch dran.

Im Ernst – was bedeutet eigentlich „Deutsche Leitkultur“? Gibt es auch eine Englische oder Türkische Leitkultur und wenn ja, worin unterscheidet sie sich von der Deutschen? Geht es darum, dass die Japaner dem Sushi abschwören und in Deutschland besser zu gebratenem Karpfen greifen sollten? Sollen die Inder sich bei einem Zuzug nach Deutschland vom Hinduismus abwenden und vom Christentum bekehren lassen? Geht es nicht vielmehr um „Werte menschlichen Zusammenlebens“, die aber in keinster Weise mit der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Land zu tun haben, geschweige denn explizit in einer „Integrationsdebatte“ angesprochen werden müssten? Ist es für Migranten nicht wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man ihnen sagt, dass sie doch hier in Deutschland auch bitteschön die Grundregeln des menschlichen Zusammenlebens achten sollen?

Natürlich gibt es auch Mitmenschen mit Migrationshintergrund, die sich nicht an diese Grundregeln halten. Wer hätte das gedacht – sind halt auch nur Menschen. Ist mir irgendwie schleierhaft, warum unsere Familienministerin Kristina Schröder es jetzt als ihre Entdeckung verkauft, dass auch Jugendliche mit Migrationshintergrund bisweilen an Rassismus leiden. Erinnert mich irgendwie an Funny van Dannen:

Und – wo wir natürlich schon eine „Integrationsdebatte“ haben, da ist ihre kleine Schwester – die „Zuwanderungsdebatte“ – nicht weit. FDP, die Bundesagentur für Arbeit und der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung fordern ein „Punktesystem„, um die Zuwanderung gezielt zu steuern und letztendlich auch zu begrenzen. Wie darf sich das der Zuwanderungswillige denn praktisch vorstellen: Der indische Programmierer darf rein, aber seine ungelernte Frau und seine drei teuren weil schulpflichtigen Kinder müssen leider in Indien bleiben. Und wenn die Arbeit hier in Deutschland getan ist, die Wirtschaft wieder brummt und wir unsere eigenen Fachkräfte nachgezüchtet haben, gehts gefälligst wieder zurück ins Heimatland. Achja – und „Kindermachen“ ist hier auch nicht – wir wollen doch nicht, dass sich das „Deutsche Gen“ abschafft. Moderner Sklavenhandel – da sind die vielfach geforderten ausländischen Fachkräfte bestimmt ganz heiß auf unser schönes Land. Wobei – wenn wir dieses Punktesystem dann auch auf nutzlose und damit für uns Bürger auch nicht rentable Politiker anwenden könnten…

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