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Dez 31 2009

Tamron 10-24 vs Sigma 10-20



Ist man momentan (Dezember 2009) auf der Suche nach einem brauch- und bezahlbaren Ultraweitwinkelobjektiv (UWW) für Canon, wird man unweigerlich auf folgende Objektive stoßen:

Diese Auswahl erscheint auf dem ersten Blick recht groß. Einige weitere Kriterien lassen die Liste jedoch nochmals gehörig zusammenschrumpfen. Zum einen sollte für mich der maximale Preis bei unter 500 Euro liegen. Außerdem sollte der untere Brennweitenbereich schon bei 10mm beginnen. Da gerade im Weitwinkelbereich ein Brennweitenunterschied von 1mm enorm ist, kam für mich nichts anderes in Frage. Übrig bleiben das Tamron 10-24 f/3.5-4.5 und das Sigma 10-20 f/4.0-5.6. In diversen Foren trifft man immer wieder auf diese beiden Objektive. Die einen sind hellauf begeistert, die anderen enttäuscht und wieder andere meinen, dass die Qualität für den Preis in Ordnung ist. Als Grund für die recht unterschiedlichen Meinungen, wird oft die große „Streuung“ bei der Produktion genannt. Ob dies wirklich so ist kann, ich als Kunde nicht beurteilen. Bleibt mir also nichts anderes übrig: Ich habe mir nun beide Objektive schicken lassen und werde sie auf Herz und Nieren testen. Das Objektiv, welches mir am meisten zusagt, werde ich behalten.

Vergleich Ultraweitwinkelobjektive Sigma 10-20 mit Tamron 10-24

Die Verarbeitung
Die Verarbeitung beider Objektive ist recht ähnlich. Obwohl Plastik vorherrschend ist, kann man über die Verarbeitung derselben nicht meckern. Das Tamron sieht etwas größer aus als das Sigma ist jedoch 50g leichter. Beide haben einen 77-er Filterdurchmesser. Im Lieferumfang ist bereits jeweils eine Gegenlichtblende enthalten. Beim Sigma erhält man obendrein noch einen passenden Objektiv-Köcher dazu. Gleich auf der Verpackung wird darauf hingewiesen, dass man sich bei Registrierung eine kostenlose Garantie für 3 (Sigma) bzw. 5 (Tamron) Jahre sichern kann.

Die Technischen Daten
Die sonstigen (für mich) wichtigen Technischen Daten sind schnell erzählt. Das Tamron bietet nicht nur den größeren Brennweitenbereich, sondern ist auch etwas lichtstärker als das Sigma. Da mir jedoch eh die 10mm Brennweite am Herzen liegt, ist zumindest der Unterschied im Brennweitenbereich kein entscheidendes Kriterium. Dafür gibt es für die größere Lichtstärke einen Pluspunkt für das Tamron. Die Nahgrenze ist mit 24cm identisch. Beide Objektive sind innen fokussierend. Das Sigma besitzt zudem einen HSM (Ultraschall)-Antrieb zur schnellen und geräuscharmen Fokussierung.

Testbilder – der direkte Vergleich
Vor dem Betrachten der folgenden Fotos möchte ich darauf hinweisen, dass ich nur ein Hobby-Knipser bin. Ein professioneller Objektivtest darf also nicht erwartet werden. Die Fotos sind weder unter exakt identischen Bedingungen entstanden, noch habe ich auf besondere Objektivfehler bloßstellende Motive geachtet. Vielleicht ist es aber genau das, was potentiellen Käufern dieser Objektive weiterhelfen kann. Für abfotografierte Testbilder oder exakt abgestimmte Stillleben möge man zu den einschlägig bekannten Zeitschriften greifen.


Objektiv: Tamron 10-24mm
ISO: 200
Blende: 3.5
Brennweite: 10mm
Belichtungszeit: 1/3s
Stativ: Ja


Objektiv: Sigma 10-20mm
ISO: 200
Blende: 4.0
Brennweite: 10mm
Belichtungszeit: 0.6s
Stativ: Ja

Ich muss gestehen, diese ersten beiden Testbilder vor Aufregung im P-Modus gemacht zu haben. Somit sind sowohl Belichtungszeit als auch Blende nicht identisch. Bei klirrender Kälte war leider einfach nicht mehr drin. Vom gleichen Motiv habe ich mehrere Fotos gemacht. Nach der Beurteilung der Schärfe würde ich sagen, dass das Tamron zentral einen Tick schärfer ist, als das Sigma. In Richtung der Ränder kann man bei beiden Objektiven einen deutlichen Schärfeabfall erkennen – auch hier habe ich subjektiv den Eindruck, dass das Tamron etwas schärfer ist. Weitwinkel-typisch gibt es jeweils eine ordentliche Verzeichnung, die besonders bei Architekturfotografie deutlich wird.


Objektiv: Tamron 10-24mm
ISO: 200
Blende: 8.0
Brennweite: 10mm
Belichtungszeit: 1/200s
Stativ: Ja


Objektiv: Sigma 10-20mm
ISO: 200
Blende: 9.0
Brennweite: 10mm
Belichtungszeit: 1/160s
Stativ: Ja

Bei diesem Motiv wird die Verzeichnung noch deutlicher. Will man diese weniger deutlich hervortreten lassen, muss man entweder die Brennweite erhöhen, oder darauf achten, dass das Motiv weniger durch gerade Linien charakterisiert wird. Während dies bei Bauwerken kaum machbar ist, verschwindet dieses Problem in der Landschaftsfotografie sofort, da die Natur für gewöhnlich weniger gerade Strukturen hervorbringt. Auch die weitwinkeltypische Vignettierung kann man bei diesem Motiv erkennen. Hier ist das Tamron etwas anfällliger. Da man diese Art von „Objektivfehler“ mittlerweile durch entsprechende Software ganz gut in den Griff bekommt, sollte man sich davon nicht allzusehr erschrecken lassen.

Hier noch einige weitere Testbilder, die ich ohne Stativ gemacht habe. Trotz eisiger Kälte halten sich die Verwacklungen in Grenzen.


Objektiv: Tamron 10-24mm
ISO: 200
Blende: 8.0
Brennweite: 14mm
Belichtungszeit: 1/100s
Stativ: Nein


Objektiv: Sigma 10-20mm
ISO: 200
Blende: 8.0
Brennweite: 14mm
Belichtungszeit: 1/100s
Stativ: Nein


Objektiv: Tamron 10-24mm
ISO: 200
Blende: 4.0
Brennweite: 10mm
Belichtungszeit: 1/50s
Stativ: Nein


Objektiv: Sigma 10-20mm
ISO: 200
Blende: 4.0
Brennweite: 10mm
Belichtungszeit: 1/50s
Stativ: Nein

Fazit:
Insgesamt bin ich mit beiden Objektiven zufrieden. Sicherlich – wer anspruchsvolle Architekturfotografie machen möchte, wird von diesen doch recht günstigen Linsen nicht viel halten. Für Amateur-Knipser wie mich, die gelegentlich mal von den Vorteilen eines Ultra-Weitwinkel-Zooms profitieren wollen, sind diese Objektive genau das Richtige. Akzeptable Qualität bei ebenso akzeptablen Preis. Ich habe mir letztendlich das Tamron behalten. Es kostet immerhin 60 Euro weniger als das Sigma, ist lichtstärker und meiner subjektiven Meinung nach auch etwas schärfer. Die je nach Motiv mehr oder weniger offensichtliche Vignettierung kann ich zur Not auch softwareseitig eliminieren. Der Ultraschallmotor für den Autofokus des Sigma ist zwar schick und arbeitet wirklich flink, leise und exakt. Jedoch ist der Autofokus des Tamron ebenso exakt – nur ebend nicht so schnell und leise. Die Mehrkosten sind mir das (zumindest in diesem Fall) nicht wert.

Wer kommentieren möchte, kann dies an dieser Stelle tun.

15 Kommentare

15 Kommentare zu “Tamron 10-24 vs Sigma 10-20”

  1. Alexam 14. Mrz 2010 um 21:38 Uhr

    Hi!

    Danke für dieses review! Es hat bei der Objektivauswahl mir sehr geholfen. Ich habe mich auch für Tamron entschieden. Du hast es auf den Punkt gebracht, was uns (ich zähle mich dazu) Armateur-Knipser angeht!
    Vielen Dank nochmal!

    Grüsse
    Alex

  2. reliesam 06. Mai 2010 um 10:37 Uhr

    Hi,

    danke für diesen Vergleichsbericht, das war genau, was ich gesucht habe!
    Eine Frage: Die Bilder im Bericht, die mit dem Tamron gemacht wurden, sehen allesamt farblich satter aus. Wurden die Fotos mit unterschiedlichen Kameras gemacht? Wurde nachbearbeitet? Oder sollte es dann doch am Objektiv liegen???

    Danke, Grüsse,
    Rüdiger

  3. blechkoppam 06. Mai 2010 um 19:46 Uhr

    Gleiche Kamera.

    Habe die Bilder mit den identischen Bearbeitungsschritten durchs Lightroom gejagd.

  4. Markusam 17. Jan 2011 um 13:53 Uhr

    Vielen Dank für diesen Vergleich – stehe gerade vor der selben Entscheidung. Dein Bericht hat meine Tendenz zum Tamron verstärkt, das gefällt mir 🙂

  5. jjsammyam 18. Mrz 2011 um 23:36 Uhr

    1.000 Dank für die Mühe, Deine Erfahrungen einzustellen. Da ich wahrscheinlch nicht halb so viel knipsen werde, wie ich mir das jetzt vorstelle, sind Deine Empfehlungen wirklich gold wert! Werde mir wohl das Tamron zulegen.

  6. Alex IIam 20. Apr 2011 um 08:40 Uhr

    Hi,

    Ich möchte mich auch nochmals herzlich für Deine Mühe, das alles einzustellen, bedanken!!! Habe eine Nikon D90 mit den 2 neuen DX-Standardobjektiven (Im Kit letztes Jahr gekauft). Nachdem das „kleine“ nur bis 18 runtergeht und mir beim Fotografieren immer der Weitwinkel abgeht, habe ich beschlossen mir auch ein passendes Objektiv dafür zu kaufen. Das Nikkor 10-24 bzw. das equivalente Sigma kosten doch 700 – 800 €. Das Problem ist, daß auch in der Consumer-Ecke das Vollformat sicher auch bald Einzug nehmen wird und dann hat man ein teures Objektiv, das dann nicht weiter eingesetzt werden kann. Bei Nikon-Foren gibt es solche Artikel wie Deine erst gar nicht, da außer Nikkore ev. noch Sigma gerade mal akzeptiert wird. Bin auch einfach nur eine Hobby-Fotografin und Du hast mir sehr geholfen! => Nehme jetzt sicher das Tamron!

  7. OsnaTimam 16. Mai 2011 um 09:40 Uhr

    Vielen Dank für deinen Kameratest!
    Ich stand vor derselben Entscheidung – ebenfalls als Amateur – und die anderen verfügbaren Tests haben mich mehr verwirrt als informiert.
    Habe mir nun auch das Tamron bestellt und freue mich auf die ersten Aufnahmen! 🙂

  8. Patrikam 16. Nov 2011 um 13:31 Uhr

    Danke, hat mir jetzt sehr geholfen 😉

  9. Dominik Kohnam 22. Nov 2011 um 04:46 Uhr

    Toller Artikel! Ich habe mich auch für das Tamron 10-24mm Weitwinkel entschieden und habe es bis heute nicht bereut.

    Gerade beim City Shooting in Buenos Aires, konnte ich das Tamron richtig gebrauchen, hier sind ein paar Fotos, die ich dort geschossen habe: http://bit.ly/vOsQd4

    Viele Grüße aus Bolivien
    Dominik Kohn

  10. Nikam 22. Dez 2011 um 08:13 Uhr

    wäre es möglich ein paar Motive mit Menschen zu sehen? (aus ca. 1m Entfernung) 🙂

  11. Alanam 06. Mai 2012 um 17:15 Uhr

    MMMhhh,

    auch hier behaupten Amateure, dass Fullformat Sensoren standard werden, dass glaube ich weniger – die neue Canon 1Dx mit 4k Sensor nutzt einen APS-H Sensor und auch Nikon hat APS-H Sensorkameras in der Pipeline.

    Ich glaube eher, dass die Sensoren in APS-H (oder Super35mm) der Standard werden. In der Fotografie sind wir derzeit mit 24 Mio Pixel schon an einem Punkt angelangt – wo der Sinn von 24 Mio Pixel bei KB-DSLR fragwürdig ist, aber die Sensorgrösse jenseits von APS-H ist ebenfalls zwiespältig. 35mm Filmformat wurde damals wegen der Empfindlichkeit der Emulsion im Verhältnis zur Negativgrösse gewählt. Heute sind Sensoren vieeeeel empfindlicher und da spielt die Grösse keine relevante Rolle mehr. Und bitte nicht mit Unsinn wie Bokeh oder DOF kommen. Bilder werden nicht besser je mehr Bokeh/DOF drin ist.

    Das Tamron habe ich auch genommen. Sigma war/ist nicht mein Fall…zu Unscharf an den Ecken!

  12. maxgam 26. Mai 2013 um 20:19 Uhr

    Ich habe sowohl das Sigma als auch das Tamron. Meiner Meinung nach ist das Sigma die bessere Wahl. Ich nutze eine 5dmk2, außerdem nutze ich das 24-105, das ist meine all in One Lösung vor allem für die Produktfotografie. Der Weitwinkel Bereich vom Sigma liefert mir ein sauberes Bild, ich kann das Sigma 10-20 empfehlen.

  13. Patrickam 01. Mai 2014 um 16:33 Uhr

    Ich hab mir von Amazon das Sigma 10-20mm 4-5.6er bestellt, der Preis (380€) war im Vergleich zum Tamorn (ca. 410€) deutlich günstiger, jedoch habe ich festgestellt, dass es dafür leider auhc einen Grund gibt.

    Schon in den Rezensionen wird in nahezu jeder 3. von Serienstreung berichtet.
    Nunja, umtauschen geht ja recht einfach bei Amaton dachte ich und deswegen kann mans mal versuchen.
    Objektiv kam schnell -> getestet – Total unscharf, besonders in der linken Bildhälfte (im Vergleich war rechts immer scharf).
    Also umtausch.
    Das 2. Objektiv war rechts und in der Mitte total scharf, nur leider links so unscharf, dass man es mit einem etwas genaueren Blick schon auf dem 3″ Kameradisplay sehen konnte. Man merkt den schärfeabfall deutlich (der ist nicht gerade fließend).

    Sehr enttäusscht sind jetzt beide zurückgegangen.
    Ziehe jetzt sogar die teureren Tokina 11-16 und Canon 10-22 in betracht.

  14. Davidam 24. Apr 2017 um 18:35 Uhr

    Ich überlege noch, tendiere derzeit zum Sigma 8-16mm, wegen des noch größeren Weitwinkelbereichs. Was auch interessant klingt, sind die KB-Festbrennweiten Laowa 12mm oder Irix 11mm, wenn auch nur manuell fokussierbar und in einer ganz anderen Preisklasse.

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