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Jul 27 2008

Stative: Slik vs Manfrotto


Rückt der Urlaub in greifbare Nähe, dann ist das auch die Zeit, sein Foto-Equipment auf Vordermann zu bringen. Obendrein ist dies genau die richtige Gelegenheit, um außerplanmäßige Neuanschaffungen zu rechtfertigen. In meiner Sammlung fehlte mir bisher noch ein brauchbares Reisestativ. Mein etwas betagtes Hama-Stativ hat den entscheidenden Nachteil, zu groß und zu klobig zu sein. Also begab ich mich in der letzten Woche auf die Suche nach einem Stativ mit einer maximalen Transportlänge von 40cm. Somit würde das Teil optimal in unseren Wanderrucksack passen.

Bei einem normalen Stativ kommt es vor allem darauf an, dass es zur eigenen Körpergröße passt sowie stabil und leicht ist. Besonders bei letzterer Eigenschaft kann man mit diversen Carbonkonstruktionen ordentlich Geld ausgeben. Bei der geforderten Stabilität kommt es stark auf das maximale Gewicht der verwendeten Kamera-Objektiv-Kombination an. Je schwerer eine Kamera, desto stabiler muss das Stativ sein, um möglichen Vibrationen oder Wettereinflüssen standzuhalten.

An ein Reisestativ stellt man jedoch ganz andere Anforderungen. Es soll vor allem leicht zu transportieren sein. Dies hat zur Folge, dass man in Hinsicht auf die Stabilität und die maximale Höhe Kompromisse machen muss. Dennoch hat ein kleineres Stativ durchaus seine Daseinsberechtigung. Was nützt mir das stabilste Stativ, wenn es mich immer wieder einiges an Überwindung kostet, dass unhandliche Teil auf meine Fototouren mitzunehmen und es letztendlich doch zu Hause bleibt.

Nach einigen Recherchen im Internet bin ich auf zwei scheinbar brauchbare Modelle gestoßen. Das „Slik Mini GM“ und das „Manfrotto Modo 785SHB„. Zunächst habe ich stark zu letzterem tendiert, da es von einem Hersteller ist, dessen Name in der Stativ-Szene weithin bekannt ist. Vom Hersteller „Slik“ habe ich hingegen zum ersten Mal gehört. Dennoch lobte man in diversen Foren besonders das Slik. Außerdem hatte es in Hinsicht der Maximallast, zumindest auf dem Papier, bessere Werte. Hier die nackten Daten der beiden Stative:

Slik Mini GM Manfrotto Modo 785SHB
max. Arbeitshöhe 111,0cm 114,5cm
min. Arbeitshöhe 14,2cm 15,5cm
Transporthöhe 36,0cm 36,5cm
Gewicht 0,74kg 0,98kg
Nutzlast 2,0kg 1,0kg
Preis rund 55 EUR rund 75 EUR

Beide Stative werden mit Kugelkopf geliefert. Dem Slik liegt obendrein noch eine Stativtasche bei. Nach langem Hin&Her stand fest: Ich konnte mich mal wieder nicht entscheiden. Also gab es nur eine Lösung: ich musste mir beide Stative näher anschauen. Da ich in den diversen Fachmärkten hier in Dresden leider nicht fündig wurde, habe ich mir spontan beide Stative bei einem Internet-Versandhaus bestellt. Glücklicherweise kamen beide noch rechtzeitig vor meinem Urlaub an, so dass ich die Kleinen noch ausgiebig testen konnte.

Beide Stative sind klein – SEHR klein. Der größte Unterschied im zusammengeklappten Zustand ist der Kugelkopf. Während der Slik-Kopf sehr spartanisch erscheint, besitzt das Manfrotto einen großen ergonomisch geformten Hebel mit mehreren Knöpfen. Insgesamt ist das Slik durch den kleineren Kopf besser zu verstauen. Während das Manfrotto jeweils 4 Beinsegmente besitzt, kommt das Slik mit 3 Segmenten aus.


Slik Mini GM

Manfrotto Modo 785SHB

Zieht man die Beinsegmente auf ihre volle Länge heraus, sind beide Stative sehr wacklig. Vor allem beim Manfrotto hat man das Gefühl, dass man jeden Augenblick alle Einzelteile in der Hand haben wird. Stellt man jedoch die Klemmen der einzelnen Segmente in der gewünschten Position fest, erscheinen die Beine beider Stative äußerst stabil. Selbst mit vollständig ausgefahrener Mittelsäule kann man sich über mangelnde Stabilität nicht beklagen. Selbstverständlich kann man beide Stative nicht mit einem normalen Stativ vergleichen – das will man aber auch nicht. Warum es bei den Stativen allerdings einen so großen Unterschied in der Maximalbelastung gibt, ist mir ein Rätsel. Ich habe zum Testen eine Canon EOS 400D mit einem Sigma 17-70mm verwendet. Mit dieser gut 1100g schweren Kombination kommen beide Stative gut zurecht. Laut Beschreibung soll das Manfrotto auch gar nicht für digitale Spiegelreflexkameras gedacht sein. Möglicherweise glaubt hier ein findiger Marketingmitarbeiter, die Aufmerksamkeit der DSLR-Nutzer auf die preisintensiveren Modelle lenken zu können.


Slik Mini GM

Manfrotto Modo 785SHB

Beide Stative sind äußerst flexibel und lassen sich in nahezu jede Stellung bringen. Besonders nahe am Boden sind sie durch ihre Kompaktheit unschlagbar. Schraubt man beim Slik-Stativ die Gumminoppen der Füße etwas nach oben, erscheinen Spikes aus Metall, die auf entsprechenden Untergründen zusätzliche Standfestigkeit bieten.


Slik Mini GM

Manfrotto Modo 785SHB

Der Hauptunterschied beider Stative ist in den verschiedenen Stativköpfen zu suchen. Zwar verwenden beide das Kugelkopf-Prinzip, jedoch ist die Handhabung unterschiedlich. Die Schnellwechslerplatte des Manfrotto lässt sich mit wenigen Handgriffen auch mit einem Camcorder nutzen. Außerdem kann man über einen zusätzlichen Schalter die seitliche Neigung des Kopfes unterbinden. Kurz: spielt man mit dem Gedanken, ein Stativ kaufen zu wollen, welches gleichzeitig von Fotoapperat und Camcorder genutzt werden kann, ist man mit dem Manfrotto auf der sicheren Seite. Der Kopf des Manfrotto lässt sich mit einer Hand in die gewünschte Position bringen. Ist diese erreicht, kann man mit einem Hebel unterhalb des Daumens den Kopf bequem arretieren. Bei der Ausrichtung der Kamera hilft eine kleine Wasserwaage.

Demgegenüber erscheint der Kugelkopf des Slik auf den ersten Blick sehr spartanisch. Der Kopf ist nicht einmal mit einer Schnellwechslerplatte ausgerüstet. Dennoch war ich von der Handhabung mehr als positiv überrascht. Die Kamera ist über eine Art Flügelschraube ohne große Verrenkungen schnell und sicher zu befestigen. Eine Feststellschraube übernimmt die Arretierung. Da ich oft mit 2 Kameras unterwegs bin, ist die fehlende Schnellwechslerplatte geradezu genial. Man braucht diese nicht mehr zwischen den Kameras zu wechseln, sondern schraubt die jeweilige Kamera einfach auf den Stativkopf. Das geht – zumindest bei mir – weitaus schneller als das Gefummel mit der Platte. Außerdem gibt es mit dem Slik ein Kleinteil weniger, was plötzlich irgendwo verschwinden kann. Nachteilig ist sicherlich die Tatsache, dass sich der Kugfelkopf des Slik durch den im Vergleich zum Manfrotto fehlenden Hebel nicht ganz so bequem ausrichten lässt. Außerdem schmerzt die fehlende Wasserwaage etwas. Dennoch werde ich – auch aufgrund des unschlagbaren Preises – das Slik behalten.

Abschließend bleibt zu sagen: Für die Klasse der Einsteiger-DSLRs sind beide Stative eine gute Wahl. Lediglich kleinere Details in Hinsicht auf die Handhabung haben mich zum Slik greifen lassen. Meiner Meinung nach kann man aber bei beiden Stativen – egal auf welches die Wahl fällt – nicht komplett falsch liegen.

PS: Ich möchte mich bei meiner Lieblings-Stammleserin für das Ausleihen ihrer Kompaktkamera für die Fotos bedanken.
PPS: Dieser Artikel wird weder von „Slik“, noch von „Manfrotto“ und schon gar nicht von der „Sachsen Milch AG“ gesponsort, sondern spiegelt hundertprozentig meine persönliche Meinung wieder.

4 Kommentare

4 Kommentare zu “Stative: Slik vs Manfrotto”

  1. Kamikazeam 29. Jan 2010 um 13:59 Uhr

    Hi Torsten,

    ist denn die max. Arbeitshöhe von 111cm beim Slik ausreichend? Das ist ja quasi auf bauchnabelhöhe. Bekommt man da keinen Krampf in der Hüfte?

    Überleg mir auch so ein kleines Reisestativ zuzulegen.

    Grüße,
    Kamikaze

  2. blechkoppam 29. Jan 2010 um 14:18 Uhr

    Es ist halt ein Reisestativ. Die Arbeitshöhe ist keinesfalls „ausreichend“. Sie stört mich persönlich aber weniger beim Bücken, sondern vielmehr dann, wenn die Kamera über irgendeine Barriere nicht drübergucken kann. Dafür ist es so klein, dass man es nicht mehr mit der Ausrede, dass man sich nicht abschleppen will, zu Hause lassen kann. Ich habe auch noch ein größeres Stativ mit einer größeren Arbeitshöhe – das liegt aber immer Daheeme! 😉

    Wenn es dir nichts ausmacht, ein größeres Stativ durch die Gegend zu tragen, würde ich dir definitiv zu etwas anderem raten. Falls die Größe (also in dem Fall die geringe Größe) ein Kriterium ist, dann bist bei bei SLIK in guten Händen. Einfach mal beim Online-Versender deiner Wahl bestellen und austesten – bei Nichtgefallen wieder zurück. Mittlerweile gibts glaube ich die neuere Version „Slik Sprint Mini II“

    Grüße,
    Torsten

  3. Clemensam 06. Okt 2010 um 20:30 Uhr

    Hallo Thorsten,
    sind die Packmaße mit angesetztem Kugelkopf oder abgeschraubtem? Habe nur 30cm Platz im Rucksack, würde das reichen für einen der beiden reichen?
    Danke
    Clemens

  4. blechkoppam 07. Okt 2010 um 10:45 Uhr

    @Clemens: Zumindest beim Slik ist die angegebene Transporthöhe von 36cm nicht mehr zu verringern, da der Kopf nicht auswechselbar ist. Beim Manfrotto bin ich mir nicht mehr so sicher, ob man den Kopf abbauen konnte. Ich meine aber mich zu erinnern, dass das nicht möglich war.

    Kurz: 36cm sollten schon zur Verfügung stehen.

    Grüße,
    Torsten

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