Blog - Dresden - VDR - Fotografie - Digital Stuff

Sep 04 2011

HP Touchpad



Hätte HP nicht in einem meiner Meinung nach kurzen Moment der Unüberlegtheit seine Tablet-PCs deutlich unter Wert loszuwerden versucht, wäre ich heute vermutlich nicht im Besitz eines Touchpads. Doch nun ist es einmal geschehen und ich habe ein neues Spielzeug in meiner Sammlung, über das es sich zu berichten lohnt.

  1. Die Hardware
  2. Der Akku und die Akkulaufzeit
  3. Das Display
  4. Das Betriebssystem (WebOS)
  5. Die Apps
  6. Der Gesamteindruck

 

1. Die Hardware
Das HP Touchpad gibt es in zwei verschiedenen Versionen, die sich lediglich in der Größe des Flash-Speichers (16GB oder 32 GB) unterscheiden. Als Prozessor kommt eine Qualcomm Snapdragon DualCore-CPU (APQ8060) mit einer maximalen Taktfrequenz von 1,2 GHz zum Einsatz. Außerdem ist 1GB Arbeitsspeicher verbaut. Als Schnittstellen stehen neben microUSB auch Wi-Fi 802.11b/g/n und Bluetooth 2.1 zur Verfügung. Außerdem sind die bekannten Sensoren wie Beschleunigungs-, Lage- und Lichtsensor mit an Bord. Leider ist nur eine 1,3MP Digitalkamera auf der Vorderseite eingebaut, eine zweite besser auflösende Kamera in der Rückseite fehlt. Das Display hat eine Auflösung von 1024 × 768 Pixel. Diese wird auf einem 9,7 Zoll großen Touchscreen dargestellt, was einer Bildschirmdiagonale von 25 cm entspricht. Insgesamt also ein solider Unterbau, wenngleich ich mir bei den Schnittstellen noch GPS und (optional) UMTS gewünscht hätte. Ebenso fehlt mir ein auswechselbarer Flash-Speicher. Wo wir schonmal bei „auswechselbar“ sind: Der Akku ist leider – so wie immer öfter in diesem Bereich – fest verbaut. Sollte es da also mal Probleme geben, wird man um den Herstellersupport nicht herumkommen. Da HP die Produktion der Touchpads ja offiziell eingestellt hat, könnte man da in ein paar Jahren durchaus Probleme bekommen. Obwohl mir der direkte Vergleich fehlt, bin ich der Meinung einschätzen zu können, das die Verarbeitung durchaus gelungen ist. Die Hardwäreknöpfe knarzen nicht, das Pad liegt gut in der Hand. Negativ wirkt sich die „Klavierlackoptik“ aus, da sie ebenso wie der Touchscreen geradezu anziehend auf Fingerabdrücke wirkt. Immerhin hat es HP nicht versäumt, ein schickes Mikrofaser-Tüchlein beizulegen. Vom Gewicht her liegt es mit 740g eher im oberen Bereich. Dieses macht sich aber erst nach längerem Gebrauch bemerkbar.

2. Der Akku und die Akkulaufzeit
Wie bereits erwähnt ist der Akku fest verbaut. Ärgerlich – aber kann man nichts machen. Zum Einsatz kommt ein Akku mit 6300 mAh. Die Laufzeit liegt offiziell bei 8 Stunden, ist aber selbstverständlich vom Nutzerverhalten abhängig. Interessant wäre, wie lange der Akku im Stand-By-Betrieb durchhält, da zum Beispiel WiFi für das ständige Abfragen von eMail, Messenger und Social-Zeugs immer aktiv sein muss.

3. Das Display
Auch hier kann ich nur betonen, dass mir der direkte Vergleich zu Konkurrenzprodukten fehlt. Etwas skeptisch war ich gegenüber des spiegelnden Displays. Dieses störte aber nur zu Beginn – das menschliche Auge scheint sich gut daran zu gewöhnen. Nach der Sichtung einiger Fotos und Texte kann ich sagen: Vom optischen (subjektiven) Eindruck her ist das Display kontrastreich und einigermaßen farbtreu. Die Helligkeit ist ausreichend und lässt sich ohne irgendwelche Menüs aufrufen zu müssen, einfach regeln. Der Touchscreen reagiert präzise – ebenso werden die bekannten Multitouch-Gesten gut erkannt.

4. Das Betriebssystem (WebOS)
Im Bereich der Tablet-PCs gibt es für WebOS mit Googles Android und Apples iPad und vielleicht noch Microsoft eine überschaubare Konkurrenz. Auch WebOS wurde ursprünglich als Smartphone-Plattform entwickelt und später für Tablet-PCs angepasst. Dennoch ist WebOS – sicherlich auch wegen der geringeren Verbreitung der entsprechenden Geräte – weitaus weniger verbreitet. Dass dies nicht unbedingt Rückschlüsse auf mangelhafte Qualität ziehen lässt, habe ich beim ersten Ausprobieren festgestellt. Das Bedienkonzept ist durchdacht und lässt sich auch ohne dem Studium des mitgelieferten Handbuchs nachvollziehen. Besonders die Idee, Programme durch ein „nach oben Schieben“ zu schließen gefällt mir. Anders als bei Android, erscheinen auf dem Dektop keinerlei Verknüpfungen. Dafür gibt es eine Taskleiste, in welche man oft benötigte Programme schieben kann. Alle restlichen Programme sind über einen Hardware-Schalter oder eine Verknüpfung an der rechten Seite der Taskleiste auffindbar. Diese sind dann nochmals unterteilt in Programme („vorinstallierte“ Anwendungen), Downloads (Apps, die nachinstalliert wurden) und frei definierbare Favoriten. Durch einen einzigen „klick“ hat man außerdem Zugriff auf alle Schnittstellen, den Akku und die Helligkeitseinstellungen. Der Lagesensor erkennt schnell und präzise, in welche Richtung er den Bildschirm zu drehen hat. Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass man das Gerät nicht auch ohne Internet einrichten kann. Der Grund hierfür ist die Tatsache, dass man bei HP einen Account erstellen muss. Da man dabei aber nur irgendeinen Namen nebst eMail-Adresse angeben muss, ist das zu verschmerzen. Positiv ist dann wiederum die Freiheit, die WebOS dem Nutzer lässt. So kann man bei Einrichtung von Messenger, Kontakten, eMail oder dem Kalender selbst entscheiden, wo die Daten abgelegt werden und welche (bestehenden) Accounts genutzt werden sollen. Hat man bereits also bereits Accounts bei Skype, Google oder sonstwo, so kann man diese recht einfach integrieren. Dabei sind auch mehrere unterschiedliche Zugänge möglich. Die Installation von Zusatzsoftware ist nur bei weniger bekannten Diensten nötig. Zusatzwissen – zum Beispiel bei der Einrichtung von eMail-Zugängen – ist nicht nötig. Mein GMX-Account wurde ohne Probleme lediglich durch das Eingeben von eMail-Adresse und Passwort erkannt.
Überrascht war ich, als ich den Knopf für die Systemaktualisierung betätigte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mir ein dem Tode geweihtes Betriebssystem noch ein Update präsentiert. Und doch – binnen 15 Minuten wurde aus meinem WebOS 3.0.0 die Version 3.0.2. Momentan ist leider noch nicht bekannt, was nach dem Aus der HP Smartphones und -Touchpads mit WebOS passiert. Ich fände es schade, wenn WebOS von der Bildfläche verschwindet. Der Vorteil des Touchpads: Momentan wird fieberhaft an einem Dual-Boot gearbeitet. Das bedeutet, dass es durchaus in naher Zukunft möglich sein könnte, mehrere Betriebssysteme (z.B. WebOS nebst Android Honeycomb oder IceCream) auf dem Touchpad zu installieren. Derzeit ist die Entwicklung allerdings noch am Anfang.

5. Die Apps
Auch ein Touchpad wird erst mit brauchbaren Apps wertvoll für den täglichen Gebrauch. Hier hat HP mit dem „HP App Catalog“ den gleichen Ansatz wie die Konkurrenz gewählt – wenngleich die darin befindlichen Apps in der Anzahl deutlich weniger sind. Doch das muss nicht gleichzeitig ein Nachteil sein – denn – auch die Konkurrenz muss bei den ständigen Erfolgsmeldungen über wachsende Appzahlen zugeben, dass nur ein Bruchteil davon überhaupt brauchbar sind. Ansonsten gibt es beim „App Calalog“ fast nichts Neues. Die Anwendungen sind in verschiedene Kategorien sortiert und können nach Empfohlen, Bezahlt, Gratis und Neu gefiltert werden. Schön finde ich die Funktion, mit wenigen Klicks direkt aus dem „App Catalog“ heraus mit den Entwicklern in Verbindung zu treten. Außerdem kann man die Apps natürlich auch bewerten. Weiterhin kann man Apps als Favoriten markieren. Dies ist besonders hilfreich, wenn man sich erst einmal ein paar mögliche Installationskandidaten zusammenstellen und diese vergleichen will, ohne gleich das System mit vielen Programmen gleicher Funktion zuzumüllen. Die Bezahlung erfolgt vermutlich via Kreditkarte – hier kann ich als Nutzer natürlich nicht sehen, was mit meinen Daten geschieht…

Die vergleichsweise geringe Anzahl von Apps wird durch die fleißige Homebrew-Community mehr als wett gemacht. Mit Preware erhält man eine völlig eigenständige und parallel neben dem „App Catalog“ installierbare Paketverwaltung mit über 1600 zusätzlichen Apps. Wie genau man Preware auf sein Touchpad ekommt erkläre ich mal an einer anderen Stelle.

Was mir sowohl beim „HP App Catalog“, als auch bei „Preware“ fehlt, ist die Möglichkeit, nach direkt für die Auflösung des Touchpads passenden Anwendungen zu filtern. Zwar kann man sich durch die oft verwendete Abkürzung „HD“ schon denken, dass es sich um eine „tabletfähige“ App handelt. Jedoch ist das weder ein durchgängiges Konzept noch erleichtert es dem Nutzer die Suche nach passenden Apps.

6. Der Gesamteindruck
Wenn man bedenkt, dass der Wert der reinen Hardware bei rund 250 Euro liegt, kann der Gesamteindruck bei meinen investierten 99 Euro natürlich nur ein positiver sein. Der Grund dafür, warum ich mir solch ein Gerät nicht für 500 Euro kaufen würde, liegt allerdings weniger in der mangelnden Qualität der Tablet-PCs, sondern vielmehr in der Tatsache, dass ich nicht bereit bin für solch ein technisches Spielzeug so viel Geld auszugeben. Sowohl in Bezug auf die Hardware, als auch in Bezug auf WebOS halte ich HPs Konzept für kein schlechtes. Sicherlich hat das Touchpad gegenüber der Konkurrenz einige wenige Makel, die man aber bei zukünftigen Modellen sicher ohne weiteres hätte anpacken können. Insgesamt bin ich der Meinung, dass der Tablet-PC (noch) nicht tauglich für den Massenmarkt ist – hauptsächlich wegen des Preises.

8 Kommentare

Einen Kommentar hinterlassen


Spammen zwecklos!
Lediglich zum Zwecke der Linkverbreitung abgegebene Kommentare werden kommentarlos gelöscht!