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Jun 17 2013

Dunkelrestaurant Sinneswandel


Vor vielen Monden – ich glaube, es war Weihnachten 2011 – hatte ich von meiner Frau einen Gutschein für das „Dunkelrestaurant Sinneswandel“ in Dresden geschenkt bekommen. Und wie das mit Gutscheinen so ist – sie geraten in Vergessenheit – bis sie irgendwann mal kurz nach Ablauf der Gültigkeit wieder auftauchen. So war es auch in diesem Fall. Glücklicherweise hatte man Verständnis für unsere Vergesslichkeit und gab uns eine letzte Chance.

Das „Dunkelrestaurant Sinneswandel“ befindet sich in einer Ecke von Dresden, in der ich bisher nur selten gewesen bin. Kleinzschachwitz um genau zu sein. Noch genauer: Straßenbahn #2 bis eine Haltestelle vor der Endhaltestelle. Je nachdem, von welcher Richtung aus, versteht sich. Das Etablissement gehört in die Kategorie „Erlebnisgastronomie“ und macht seinem Namen alle Ehre. Es ist dunkel. Sehr dunkel. Um nicht zu sagen Zappenduster. Man sieht rein gar nichts und das ist auch das Konzept des Ganzen.

In einem gemütlichen und hell eingerichteten Vorraum wird man über den Ablauf instruiert. Wir durften aus vier 4-Gänge Menüs wählen und uns ein Getränk aussuchen. Danach erhält man eine Tischnummer und wartet, bis einen der Kellner in einen weiteren Raum bittet. In diesem ist es – nachdem die Tür verschlossen wird – dunkel. Der Kellner ist blind und trotz gerade wegen der für alle gleichen Dunkelheit deutlich im Vorteil. Man selbst steht hilflos in der Gegend rum und hofft, an die Hand genommen zu werden. Das geschieht dann auch. Mit verblüffender Leichtigkeit schlängelt man sich gleich einer Polonaise durch den Gastraum, von dessen wirklicher Größe man keine Ahnung hat. Irgendwann ist man am Tisch angekommen. Mit einem Klapps auf Tisch und Stühle „zeigt“ der Kellner das Mobiliar. Man ist froh, sich endlich irgendwo festhalten zu können. Über zwei Stunden sitzen wir uns nun gegenüber. Um uns nichts als Dunkelheit und die Geräusche und die flüsternden Gespräche der anderen Gäste. Es ist unser Hochzeitstag. Mal was anderes – gesehen hat man sich ja oft genug in den letzten Jahren 😉

Das Restaurant trägt den Beinamen „Sinneswandel“ und genau das ist es auch, was die Lokalität so interessant macht. Mit einem Schlag des Augenlichts beraubt, ist man gezwungen, sich irgendwie zurechtzufinden. Motorisch im Grunde einfach zu bewerkstelligende Dinge wie das Bestreichen von Brot mit Dipp oder das Hantieren mit Besteck werden zum Geduldsspiel. Kleine Erfolgserlebnisse lassen einen fast schon in Freudentränen ausbrechen. Anfangs noch ständig auf der Suche nach dem Getränk, hat man es sich dann doch schnell angewöhnt, es immer an der gleichen Stelle abzustellen. Natürlich gibt es auch kleinere Rückschläge. Bei mir waren es die Kartoffeln, die ich erst ganz zum Schluss meines Hauptgangs gefunden hatte, als die Sauce schon komplett aufgebraucht war. Oder die Kugel Eis, die ich irgendwie unbemerkt mit dem Unterarm über den halben Tisch verteilt habe. Der entscheidende Punkt ist jedoch der, dass das Auge mal ausnahmsweise nicht mitisst. Man steckt sich Dinge in den Mund und hat absolut keine Ahnung, was einen erwartet. Während sich meine Frau bereits im Vorfeld für ein ganz spezielles Menü (LandLiebe) entschieden hatte, hatte ich mich für die „Überraschungsvariante“ entschieden und somit überhaupt keinen Schimmer. Geschmeckt hat alles ausgezeichnet. Damit die Augen nicht völlig eingeschnappt sind, kann man nach die Speisen später auch noch auf einem kleinen Bildschirm betrachten. Hier stellte sich in meinem Fall auch heraus, dass ich bei meinem Nachtisch etwas „übersehen“ hatte. Verdammt!

Alles in allem kann man das Dunkelrestaurant durchaus empfehlen. Etwas nachteilig finde ich die gleichzeitige Kombination mit einer „Gourmet-Qualität“ und den entsprechend gehobenen Preisen.

Abschließend wieder die zusammenfassende Beurteilung. Dabei gibt es eine Bewertung von 1-10 blechKöppen, wobei 1 und 10 nie erreicht werden können!

Ambiente: Keine Ahnung! 😉
Speisen: 9,5
Getränke: 8
Bedienung: 9,9
Preise: 8
Gesamteindruck: 8,85

Links:
Infos
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