Mai 29 2012
Harz
Der Harz hatte in meinen Augen bisher eher ein leicht angestaubtes Image. Kaffeefahrten, Seniorenausflüge und dieses unerträgliche „Nordic Walking“ sind die Dinge, die mir in erster Linie im Zusammenhang mit dem Harz als Urlaubsregion in den Sinn kommen. Zeit also, mal persönlich die Lage dort zu sondieren. Kurz: Unser Pflingstausflug führte uns in diesem Jahr für drei Tage in den Harz. Genauer gesagt nach Clausthal-Zellerfeld was – wie mir mein Chef mit strengem Blick und ernstem Unterton mitteilte – im Westen liegen würde. Ich als jemand der schon das eine oder andere Mal jenseits der ehemaligen Grenze war, wies seine von Vorurteilen schlimmster Art getränkten Bedenken entschieden zurück. Ein anderes Detail schürte da deutlich mehr Unbehagen in mir. Clausthal? Das kennen wir doch aus der Bierbranche. Das ist doch dieses alkoholfreie…verdammt…zu spät…die Unterkunft war bereits gebucht. Sollte ich nun das Pfingstwochenende mit alkoholfreiem Clausthaler verbringen müssen? Ein Blick in die allwissende Wikipedia konnte mich glücklicherweise beruhigen: Die „Städtische Brauerei Clausthal“ wurde bereits 1978 geschlossen. Die allgegenwärtige Binding-Brauerei hat sich lediglich die Marke gesichert – mit dem Clausthal-Zellerfeld im Oberharz hat das Bier also heutzutage nichts mehr zu tun.
Womit vertreibt man sich nun die Zeit im Harz? Der erste Tag war bei uns mit einer Brockentour verplant. Vor allem Ferrosexuelle (danke an meinen Kollegen für dieses wundervolle Wort) kommen hier voll auf ihre Kosten. Auch als Nicht-Harzer kennt man natürlich die mindestens deutschlandweit bekannte Brockenbahn. Schmalspur-Dampfromantik wie sie leider nur noch sehr vereinzelt zu finden ist. Wir entschieden uns für den dampfgetriebenen Auf- und den Abstieg zu Fuß. Die Preise für die Fahrkarten sind leider etwas unverschämt. 21 Euro kostet eine Strecke, wobei der Preis von jeder Station der Gleiche ist und es sich Preis-/Leistungstechnisch anbietet, möglichst weit entfernt vom Gipfel zu starten. Natürlich hat man dann bei einem Abstieg zu Fuß einen entsprechend weiteren Weg. Wir entschieden uns dennoch für den Bahnhof Schierke als Startpunkt, die Fahrt von dort auf den Gipfel dauert eine reichliche halbe Stunde. Als die Kassiererin für die zwei Tickets stolze 42 Euro ausgehändigt haben wollte, brachte ich diesen alten Witz, dass ich mit der Dampflok nur mitfahren, und sie nicht kaufen wolle. Sie kannte diesen Spruch offensichtlich schon, denn ich erntete nur ein gequältes Lächeln. Natürlich erhält man für den Preis auch keine Sitzplatzgarantie und natürlich ist dieser Hinweis auch so wie es sich für eine deutsche Fahrkarte gehört auf selbiger vermerkt. Besonders zu Stoßzeiten (wie beispielsweise zu Pfingsten) ist dieser Hinweis nicht ganz unwichtig. Wobei – eigentlich will man gar nicht sitzen, sondern die Fahrt zwischen den Waggons an der „frischen“ Luft genießen. Leider sind genau diese Plätze als erstes belegt. Und so wird gestaunt, fotografiert, gefachsimpelt und manchmal auch gehustet – denn – wer hätte das gedacht – die Dampflok dampft! Oben angekommen bietet sich einem bei gutem Wetter eine grandiose Aussicht. Dennoch ist es dort oben recht zugig und man sollte zumindest ein Jäckchen im Gepäck haben.
Am zweiten Tag sind wir dann zu einer längeren Wandertour zur Okertalsperre aufgebrochen. Seit einigen Jahren sind derartige Ausflüge immer mit ausgiebigem Geocaching verbunden. Die Route ist damit mehr oder weniger vorherbestimmt. Leider verkalkuliert man sich dann auch gern, denn nicht nur das Wandern, sondern auch das Suchen der Caches dauert seine Zeit oder erfordert den einen oder anderen unfreiwilligen Umweg. Somit kann es schonmal vorkommen, dass sich der Tag dem Ende naht, während das Ziel noch in weiter Ferne ist. Bei unserer Tour kam noch hinzu, dass auf halber Strecke plötzlich eine Brücke gesperrt war, und wir einen Teil des Weges wieder zurücklaufen mussten. Am Ende des Tages hatten wir nach 8 Stunden stolze 24 km und 240 Höhenmeter in den Knochen und waren ziemlich platt. Immerhin waren 11 neue Geocaches auf der Haben-Seite. Unter ihnen einer, wo ich gefühlte 100 Meter einen gefühlt nahezu senkrechten Hang emporklettern und einen gefühlt 5 Meter breiten reißenden Strom überspringen musste. Wer unsere kleine Tour nachwandern möchte – bitteschön:
Am letzten Tag waren wir dann noch am sagenumwobenen Hexentanzplatz. Auch dort hat sich der Besuch gelohnt. Vom Plateu aus hat man einen überwältigenden Blick über das Bodetal. Empfehlen kann ich die Schwebebahn und dort besonders die grünen Kabinen. Warum? Einfach mal einsteigen und nach unten schauen. 😉