Jul 20 2012
Top Secret
Als selbsternannter Alpha-Blogger hat man es nicht leicht. Ständig auf der Suche nach bloggenswerten Neuigkeiten, denn Kleinbloggersdorf will unterhalten werden. Über die Jahre hinweg hat man da auch durchaus seinen Lesern gegenüber ein gewisses Gefühl der Verwantwortung entwickelt. Am Anfang hat man noch gedacht, dass man sein einziger Leser wäre, und ohne es zu merken steht man plötzlich sogar in einem merkwürdig-zwielichtigen Rampenlicht des Internets. Findige Marketingstrategen der Onlinewelt machen sich so etwas gern zu Nutze. Man nehme etwas Spannung gepaart mit Exklusivität und Unterhaltungswert – und schon findet sich irgendein Blogger, der über eine beliebige Neuigkeit voller Enthusiasmus berichtet. Aus einer simplen Idee heraus kann dadurch mit vergleichsweise wenig Aufwand Publicity entstehen. Früher nannte man das schlicht Öffentlichkeitsarbeit. Heute liegen diese Praktiken zwischen professionellem Online-Marketing und profanem Linkbait.
Letzte Woche hat es mich erwischt. Ein handbeschriebener rosa! A4-Umschlag mit einem „Top Secret“-Aufdruck wurde von meiner Frau aus unserem Briefkasten gefischt. Umgehend wurde ich aufgeregt kontaktiert und genehmigte in Abwesenheit meiner selbst trotz besagter Klassifizierung die sofortige Öffnung des „Corpus Delicti“. Zum Vorschein kam eine rote Folie und folgender Brief (anklicken zum Vergrößern):
Ich gebe zu, dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, mich für kurze Zeit gebauchmiezelt zu fühlen. Jemand von einem „Ministerium für glückliche Zufälle“ hatte MICH auserkoren. Zufall? Nunja – als Blogger habe ich da wie schon erwähnt so meine Zweifel.
Heute nun flatterte ein weiterer Brief in unser Haus. Aufwändig personalisiert, denn eine „Google Streetview“-Ansicht unserer Straße prangte auf der einen Seite. Auf der anderen war ein verschlüsselter Text aufgedruckt der sich – wer hätte das gedacht – mit der Folie entschlüsseln ließ. Na? Jetzt seid ihr bestimmt gespannt, was der ganze Aufwand zu bedeuten hatte?! Die Auflösung ist (leider) recht simpel und machte mich mit der mir bisher noch unbekannten Suchmaschine „Snipon“ bekannt:
Snipon.de ist eine lokale Produktsuchmaschine. Man gibt den Namen eines Produktes ein und man erhält eine regionale Trefferliste. Ein „Alleinstellungsmerkmal“ gegenüber „normalen“ Produktsuchmaschinen gibt es auch, da auch die klassischen Print-Werbeprospekte indiziert werden. Eigentlich nichts Neues. Kennt man zum Beispiel von den beiden Marktführern in diesem Bereich marktjagd.de und kaufda.de. Dann doch etwas überraschend für mich war die Tatsache, dass Snipon ebenso wie Markjagd in Dresden angesiedelt ist.
Doch nun zurück zu meinem „Auftrag“: Ich soll mir nun Snipon anschauen und mittels eines eigens eingerichteten Agenten-Terminals meine Meinung kundtun, um dann vielleicht einen von drei Preisen zu gewinnen. Ob ich mich darauf einlasse? Na klar! Ich finde die Idee gut und auch wenn es bei der Umsetzung an der einen oder anderen Stelle Probleme gab (in dem Brief von heute werde ich darauf hingewiesen, dass sich gleich bei mir um die Ecke ein Schlecker befindet ;-)) bin ich doch von dem betriebenen Aufwand positiv überrascht. Die für diese Aktion zuständige Marketingabteilung darf sich ein Bienchen ans Revers heften!
4 Kommentare zu “Top Secret”
Der Insolvenzverwalter von Schlecker dürfte die Rechnung nicht angewiesen haben. Ansonsten finde ich es traurig, dass die Rechnung der Werbeagentur der Suchmaschine offensichtlich aufgeht. Blogger sind die Zielgruppe der Werbeaktion, auf dass sie fleissig über die zugegeben originelle Aktion berichten und das Maschinchen damit bekannt machen. Leider gibts noch immer Blogger, die auf sowas reinfallen und wie gewünscht agieren.
Gute Entscheidung marktjagd.de an erster Stelle zu nennen 🙂
…war ja wohl das Mindeste! 😉
och menno, jetzt hast du es verraten.. ich bin gerade erst rein vom wochenende und hab den zweiten brief hier noch ungeöffnet. 🙂
bin aber doch überrascht, wer da hinter steckt. ausgerechnet snipon? sieh mal einer guck.. ich hätte erwartet, dass die im onlineprospekte-handel als einer der esten die füße heben.
aber ich finde die idee auch sehr mutig und originell und alleine das ist für dresdner unternehmen 3 daumen wert