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Apr 27 2014

#4FMDD Fotomarathon Dresden 2014: Ein Leben lang

Kategorie Dresden


An diesem Wochenende fanden mit dem Fotomarathon und dem Oberelbe-Marathon gleich zwei Marathons (ja, das ist tatsächlich die Mehrzahl von Marathon) in Dresden statt. Ob es aufgrund dessen bei den Teilnehmern zu folgenschweren Verwechslungen kam, ist mir nicht bekannt. Vielleicht lässt sich ja die im Vergleich zum Vorjahr abermals gesteigerte Teilnehmerzahl von 217 beim Fotomarathon damit erklären, dass sich einige Läufer des „echten“ Marathons bereits am Samstag in der falschen Schlange eingereiht haben. 😉

Dem Laien wird sich vermutlich auf den ersten Blick noch nicht gleich erschließen, wie man die Disziplinen der Fotografie und des Marathons vereinen kann. Im Prinzip geht es beim Fotomarathon darum, in einer vorgegebenen Zeit zu verschiedenen Themen Fotos zu machen. Erschwerend kommt hinzu, dass man die Fotos in einer vorgegebenen Reihenfolge machen muss. Klingt nicht unbedingt danach, als würde es Spaß machen, sich einen ganzen Nachmittag damit um die Ohren zu schlagen? Und ob! Ich bin jetzt schon zum dritten Mal dabei. Für mich ist es immer wieder interessant, das Motiv anhand von mehr oder weniger klaren Vorgaben ausfindig zu machen. Zudem macht der Zeitdruck das Ganze zu einer kleinen sportlichen Herausforderung.

In diesem Jahr entschied ich mich wieder für die Teilnahme am Wettbewerb der Analogfotografie. Anders als in den letzten Jahren habe ich mir jedoch einen Schwarz-Weiß-Film besorgt. Das letzte Mal, als ich vor gut einem Jahrzehnt einen solchen Film benutzt habe, habe ich diesen auch selbst entwickeln können. Beim Fotomarathon hat man (sowohl bei der Digital-, als auch bei der Analogfotografie) keinen wirklichen Einfluss. Während man im digitalen Bereich auf das JPG-Format (kein RAW und auch keine Nachbearbeitung) beschränkt ist, kann man im Analog-Bereich immerhin noch die Art der Entwicklung (normal, push) bestimmen. Einen wirklichen Einfluss auf die einzelnen Fotos hat man damit natürlich nicht. Der Moment entscheidet, der erste Versuch muss sitzen.

Das „Oberthema“ des Fotomarathons lautete in diesem Jahr „Ein Leben lang“. Daraus ergaben sich folgende zu fotografierende Einzelthemen:

Thema #01: Das Licht der Welt erblicken

Hier kam mir natürlich das Thema Geburt in den Sinn. Allerdings war ich mit der Idee nicht ganz glücklich. Zu offensichtlich die Assoziation, zu viele Mitstreiter würden ähnliche Ideen umsetzen. Egal. Man muss mit Blick auf die unerbittlich verstreichende Zeit auch mal Abstriche machen. Also auf ins Neustädter Diakonissenkrankenhaus. Dort wollte ich den Kreißsaal aufsuchen und hoffte darauf, eine werdende Mutter mit meinem mir eigenen Charme, zu einem Schnappschuss überreden zu können. Vielleicht konnte ich sogar einer Sturzgeburt beiwohnen. Das Wohlwollen der Juroren wäre mir sicher. Meine Idee verwarf ich, als ich die gähnend leere Station im Krankenhaus betrat. Ein Foto eines Schildes mit der Aufschrift „Kreißsaal“ war mir dann doch zu profan. Und nun? Als alter Hase beim Fotomarathon hatte ich natürlich noch eine zweite Idee parat. Diese fand ich dann auch sehr viel besser als meinen kläglich gescheiterten ersten Versuch der Umsetzung dieses Themas. Ein Foto von der Schauburg – einem Kino in Dresden. Muss man natürlich etwas um die Ecke denken…von wegen Lichtspielhaus und so. Also fix zur Schauburg geradelt, das Weitwinkel aufgeschraubt und abgedrückt.

Thema #02: Verspielt durch den Tag

Meine Frau hatte mich nur unter einer Auflage beim Fotomarathon mitmachen lassen. Ein Foto solle unseren 9-monatigen Sohn zeigen. Bingo! Das Thema passte wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge. Das schnelle Foto im Blick, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Die Ernüchterung folgte prompt. Der Kleine schlief tief und fest. Laut meiner Frau bereits seit einer Stunde. Dazu muss man sagen, dass der Filius um diese Zeit selten mehr als eine halbe Stunde schlafend verbringt. Meist ist er nach wenigen Minuten des Schlummerns wieder hellwach und verlangt nach Bespaßung. Eine halbe Stunde verging und der Wicht machte noch immer keine Anstalten. Wollte er mich foppen? War das ein ausgeklügelter Plan seinerseits, um mir zu zeigen, wer der Herr im Hause ist? Sollte ich schon beim zweiten Thema scheitern oder gar die zeitlichen Vorgaben nicht einhalten können. Immerhin waren nun eineinhalb Stunden vergangen und ich hatte erst ein Foto im Kasten. Immer lauter werdenden Schrittes ging ich im Flur auf und ab. Er rührte sich nicht. Irgendwann klappten dann doch – eher widerwillig aber immerhin – die Äuglein auf. Das nachfolgende Foto inmitten seiner Lieblingsspielsachen wurde leider alles andere als perfekt. Die so schon schwere Aufgabe für einen Fotografen, ein Lächeln auf die Lippen eines Kindes zu zaubern, wurde durch die schlechte Laune aufgrund des abrupten Aufwachens unmöglich. Egal.

Thema #03: Wissensanhäufung

Meine Idee ging irgendwie Richtung Bibliothek. Meine Frau hatte eine bessere. Das Kästner-Denkmal auf dem Albertplatz von Wolf-Eike Kuntsche. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.

Thema #04: Blind vor Liebe

Hier muss ich ausnahmsweise mal eingestehen, die Idee eines Anderen für meine Zwecke genutzt zu haben. Ein Plagiat ist so ein hartes Wort, trifft in diesem Fall aber uneingeschränkt zu. Schuld sind meine Frau und Google. Einfach mal bei der Google-Bildersuche nach dem Thema suchen. 😉 Wenn ich mir die Umsetzung diese Themas von Julia anschaue, sehe ich gewisse Parallelen.

Thema #05: Leben auf der Überholspur

Bei diesem Thema stand mir meine Frau mit ihrem schauspielerischen Talent zur Seite. Den Kinderwagen schiebend ließ ich sie eine Kolonne von Autos überholen. Das klingt erst einmal gefährlich, spektakulär und irgendwie auch unmöglich. Dank der geschickten Auswahl von Bildausschnitt und Perspektive konnte jedoch ohne größere Gefährdung aller Beteiligten ein hoffentlich brauchbares Resultat erzielt werden.

Thema #06: Eins und Eins macht Drei

Was für Mathematiker ein Unding ist, ist in der Biologie im Fachgebiet der Fortpflanzung jedoch durchaus keine Seltenheit. Dies war auch meine Idee. Irgendwas mit Mutter, Vater, Kind. Allein das passende Motiv wollte sich mir nicht in den Weg stellen. Die nächste Idee: Wer glaubt, dass 1+1=3, der braucht unbedingt Nachhilfe. Ich war der Meinung, dass bei den vielen bunten Schildern vor der „Neustädter Musik- und Kunstschule“ neben dem Kaffee Komisch auch Angebote zur Nachhilfe zu finden wären. Dem war leider nicht so. Um das Thema dann nach einer Stunde endlich abzuschließen, entschloss ich mich, ein bisschen „StreetArt“ zu fotografieren. „Thinkin’About…“…steht an der Louise auf der Louisenstraße – gar keine so schlechte Wahl.

Thema #07: Höhen und Tiefen

Irgendwas mit Musik – das war die Idee. Das Wasserspiel in der Kunsthofpassage fand ich ganz passend. Setzt natürlich voraus, dass die Juroren wissen, dass man damit auch „Musik“ machen kann. Sicherheitshalber habe ich das Ganze auch noch mit Weitwinkel fotografiert, damit die Höhe des Wasserspiels besser zur Geltung kommt.

Thema #08: Zweiter Frühling

Hier hatte wieder meine Frau eine gar nicht so schlechte Idee. Irgendwas altes, was zweckentfremdet gebraucht wird. Eher zufällig sind wir an einem Laden auf dem Bischofsweg vorbeigekommen. In dessen Schaufenster hingen Taschen, die aus Schallplatten gemacht wurden. Leider hatte ich keinen passenden Polarisationsfilter dabei, so dass besagte Taschen durch die Reflexionen an der Schaufensterscheibe vielleicht gar nicht zu sehen sind. Dafür spiegelt sich dann meine Larve im Schaufenster – auch nicht schlecht.

Thema #09: Vergessen macht einsam

Für dieses Thema ging es auf den Friedhof. Ein scheinbar vergessenes weil völlig zugewuchertes Grab war schnell gefunden.

Thema #10: Abschied

Für das letzte Thema hätte man gleich auf dem Friedhof bleiben können. Wäre aber zu einfach gewesen. Eine bessere Idee war schnell gefunden: Ein auf die Straße gestellter Röhren-TV. Sieht man in den letzten Jahren immer häufiger. Meine Frau, die in letzter Zeit häufiger mit dem Kinderwagen durch den Kiez rammelt, half mir auch gleich mit sachdienlichen Hinweisen. Fündig wurde ich auf der Gutschmidstraße.

Über eine Stunde vor dem Abgabetermin hatte ich mein Tagwerk erfüllt. Fast hätte ich mir jedoch noch einen groben Schnitzer geleistet, da ich davon ausgegangen bin, dass der Start- auch das Ziel wäre. Erstaunt musste ich feststellen, dass die Fotos in den Technischen Sammlungen abgegeben werden sollten. Meine Lust, nochmal durch die halbe Stadt zu radeln, hielt sich in Grenzen. Ein Gewitter zog auf und kurze Zeit später prasselte auch schon der Regen auf mein schütteres Haupt. Kurzzeitig fand ich das nicht so prickelnd. Vielleicht würde der plötzliche Wetterumschwung aber auch meine Chancen der Titelverteidigung signifikant erhöhen. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass die ganzen Schönwetter-Knipser kurz vor der Abgabe kapitulierten und sich das Feld der Konkurrenten automatisch etwas lichtete. Muhahaha!

Der Zielort der „Technischen Sammlungen Dresden“ war natürlich geschickt gewählt, steht er doch für einen wichtigen Abschnitt in der Dresdner Fotogeschichte. Treffpunkt war die Turmspitze oberhalb des Cafés. Von dort hätte man einen fantastischen Blick über die Stadt gehabt  – wenn nicht das miese Wetter gewesen wäre. Dennoch – Daumen hoch für die Wahl dieses Ortes.

Mein Fazit: Gelungene Veranstaltung. Danke an die Organisatoren. Danke auch für das Heranschaffen der besten Eierschecke der Stadt. Ich freue mich auf die Preisverleihung am 02. Juni in der JohannStadthalle und empfehle allen Interessierten die darauf folgende und bis zum 07. Juni dauernde Ausstellung. Noch mehr freue ich mich natürlich auf den 5. Fotomarathon – da werde auch ich wieder mit dabei sein.

3 Kommentare

3 Kommentare zu “#4FMDD Fotomarathon Dresden 2014: Ein Leben lang”

  1. Ellengard Gutscheram 27. Apr 2014 um 19:12 Uhr

    Hallo , Danke für Deinen Bericht ich war dies Jahr leider nicht mit dabei, aber ich habe auch mit gefiebert .Ich drücke die Daumen zur Titelverteidigung !!!
    Ganz liebe Grüße aus Nordhausen und nächstes Jahr sind wir wieder mit dabei .
    Ellengard und Niels -Julius

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