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Feb 21 2011

19. Februar 2011

Kategorie Dresden


Da ich am vergangenen Samstag nicht in der Stadt war (Ich musste mich um die Montage der Beine einer Schildkröte kümmern – echt jetzt!), hier nur eine kurze Linksammlung zu verschiedenen Berichten in Dresdner Blogs:

Ich persönlich habe versucht, den Tag in den Medien zu verfolgen. Verblüfft war ich darüber, dass die Tagesschau das Thema erst im letzten Drittel nach der ausführlichen Abarbeitung der Meldung, dass es beim „Fall Guttenberg“ keine Neuigkeiten geben würde, gebracht hat. Mehr als ein kurzes Anreißen der Fakten war da leider nicht drin. Der MDR berichtete zwar „live“ (im Sachsenspiegel, als die Demos bereits vorbei waren) und durchaus kritisch – zeitnahe Informationen zum aktuellen Geschehen waren jedoch online nicht zu finden. Andere „Zeitungen“ waren da schon weiter und präsentierten immerhin Liveticker (sz-online, taz). Außerdem gibt es ja auch noch dieses neumodische Zeugs – dieses Twitter. Wobei die dortigen Informationen mehr der Unterhaltung als der Berichterstattung dienen konnten.

Momentan fordert der sächische Innenminister Markus Ulbig ja eine „Debatte über Neonazis und Proteste„, zu der er „Staats- und Verfassungsrechtler, Geisteswissenschaftler, Richter und Polizisten“ an einen Tisch bringen möchte. Sieht ja auf den ersten Blick nach einer ganz netten Idee aus. Jedoch würde eine derartige „Alibi-Debatte“ meiner Meinung nach im Sande verlaufen, weil die eigentlichen „gewaltbereiten Elemente“ fehlen bzw. sicherlich auch nicht unbedingt freiwillig an einer derartigen Diskussionsrunde teilnehmen wollen. A propos Gewalt: Auf Facebook macht gerade eine Meldung die Runde, dass Nazis die Gegendemonstranten unterwandert hätten und an den Ausschreitungen auf dieser Seite nicht ganz unbeteiligt waren. Ein scheinbar seriöser Fotograf hat beim Betrachten der Fotos wohl eine solche Vermutung geäußert. Klingt meiner Meinung nach etwas abenteuerlich. Eher wahrscheinlich ist, dass Hooligans (eher unpolitische Raufbolde und vom Äußeren durchaus mit Nazis vergleichbar) sich mal ein schönes Wochenende machen wollten.

Kann man diesen Tag nun als „Erfolg“ bezeichnen? Ein Tag, an dem es hunderte Verletzte gegeben hat. Die Nazi-Demos wurden allesamt von größtenteils friedlichen Gegendemonstranten, die teilweise aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren, verhindert. Tatsächlich? Hätten die Nazi-Demos auch ohne Gewalt verhindert werden können? Freunde meinten, dass die Polizei durch die vielen brennenden Blockaden und gewaltsam durchbrochenen Polizeisperren alle Hände voll zu tun hatte, und damit gar keine Chance bestand, den Rechten in irgendeiner Form einen Marsch zu ermöglichen. Akzeptiere ich mit meiner Freude über den verhinderten Marsch der Rechten auch die Tatsache, dass eine erfolgreiche Blockade nur mit Gewalt möglich ist? Macht sich da ein fader Beigeschmack bemerkbar?

Ich würde das Ganze dennoch als einen Erfolg bezeichnen – wenn auch einen durchwachsenen. Die Nazis wird man damit nicht von der Absurdität ihrer sogenannten Argumente überzeugen können – die werden dumm bleiben – vermutlich werden sie es im nächsten Jahr sogar wieder versuchen. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass angesichts der großen Anzahl von Teilnehmern aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten der Mut in der Bevölkerung wächst, öffentlich gegen das rechte Gedankengut Stellung zu beziehen. Ich finde es auch etwas befremdlich, dass sofort wieder Demonstrationsverbote gefordert werden. Warum eigentlich? Oder auch dieses „Demonstrationsrecht ja – aber nicht bei uns im schönen Dresden – was sollen denn die Touristen denken?“ Wie zynisch ist das denn? Ist es nicht in gewisser Weise auch „gesund“ für eine Gesellschaft, wenn solche Geschwüre offen zu Tage treten und somit nicht vollends im Verborgenen wuchern?

Fragen über Fragen…

PS: Achja – zu Beginn des Beitrages ging es um diese Schildkröte, (Amazon-Link) die mein jüngster Neffe von uns zu seinem dritten Geburtstag geschenkt bekommen hat. 😉

Ein Kommentar

Ein Kommentar zu “19. Februar 2011”

  1. aliceam 23. Feb 2011 um 00:09 Uhr

    „Ich finde es auch etwas befremdlich, dass sofort wieder Demonstrationsverbote gefordert werden. Warum eigentlich? Oder auch dieses “Demonstrationsrecht ja – aber nicht bei uns im schönen Dresden – was sollen denn die Touristen denken?” Wie zynisch ist das denn? Ist es nicht in gewisser Weise auch “gesund” für eine Gesellschaft, wenn solche Geschwüre offen zu Tage treten und somit nicht vollends im Verborgenen wuchern?“

    -> finde ich gut

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