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Feb 13 2012

#13februar #nazifrei

Kategorie Dresden


Einmal im Jahr schafft es Dresden in die Top10 der deutschen Twitter-Hashtags. Twitter? Hashtags? Und was soll eigentlich dieses merkwürdige Rautezeichen im Titel? All denjenigen, die jetzt nur Bahnhof verstehen, möchte ich diesen Link wärmstems empfehlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Twitter.

Doch darum soll es hier nur am Rande gehen. Heute war der 13. Februar. Ein Tag, welcher hier in Dresden traditionell die Gemüter erhitzt. Vor 67 Jahren wurde die Stadt bombardiert und teilweise in Schutt und Asche gelegt. Seit Ende der 90-er Jahre versuchen die Nazis, diesen Tag für sich zu vereinnahmen und im Schatten dieses Tages ihre merkwürdigen Ansichten unter das Volk zu bringen. Seit dieser Zeit regt sich auch der Widerstand dagegen. Zuerst erschreckend zaghaft, dann mindestens ebenso erschreckend uneinig und in den letzten Jahren auch in Gewalt ausartend. Zuletzt traten die Diskussionen, ob gewaltfreie Blockaden rechtens wären oder nicht, in den Vordergrund. Oft wurde das Argument gebracht, dass auch die Rechten das demokratische Recht auf Demonstrationsfreiheit besäßen. Die Antwort auf die Frage, warum man dieses Recht von Seiten des Staates mit rechtswidrigen und demokratisch alles andere als legitimierten Mitteln wie der massenhaften Telefonüberwachung von Demonstranten durchzusetzen versucht, blieb man bis heute schuldig. Gerade die Art und Weise des Umgangs des sächsischen Innenministeriums mit den vergangenen Ermittlungen zur sogenannten „Zwickauer Terrorzelle“ stimmt einen doch nachdenklich. Da haftet dem Aufruf des Innenministers doch ein fader Beigeschmack an:

Es ist in diesem Jahr wichtiger denn je, die Tage des Gedenkens rund um den 13. Februar nicht von Extremisten missbrauchen zu lassen. Wir alle stehen noch immer unter dem Eindruck des braunen Terrors. Die Mörder des NSU handelten im Namen einer menschenverachtenden Ideologie. Auch die Nazi-Aufmärsche in Dresden werden von dieser Ideologie getragen. Wichtig ist, dass wir an diesem Tag als Demokraten Seite an Seite stehen und uns nicht durch parteipolitisches Klein-Klein spalten.

Auch wenn Herr Tillich zum friedlichen Protest aufruft, und gleichzeitig klar wird, dass das Land Milliarden hortet während es gleichzeitig an Stellen spart, die vor allem die in einigen Gegenden Sachsens immer stärker werdende „Nazi-Problematik“ betreffen, bekomme ich Bauchschmerzen. Es ist verhältnismäßig einfach, mit mehreren tausend Menschen einigen hundert Nazis Paroli zu bieten – zumal man diese bei der Teilnahme an der Menschenkette nichtmal zu Gesicht bekommt. Nicht ganz so einfach ist es, in einer Gegend zu Hause zu sein, wo sich braunes Gedankengut in der Gesellschaft gefestigt hat. Ich hoffe die Herrschaften haben sich während der 15-minütigen Teilnahme an der Menschenkette mal kurz Gedanken darüber gemacht, was man nachhaltig gegen Rechtsextremismus tun kann.

Achja – wir waren übrigens auch demonstrieren – wie jedes Jahr. In diesem Jahr haben wir erstmalig an der Menschenkette teilgenommen. Danach bin ich noch Richtung WTC. An der Herkuleskeule war dann aber Schluss. Die Polizei hatte die Gegend um die Strecke der Nazis weiträumig abgesperrt. Via Twitter wurde bekannt, dass es in der Nähe des WTCs eine Blockade gab. Mein Eindruck war, dass sowohl von Seiten der Demonstranten, als auch von Seiten der Polizei sehr viel weniger provoziert wurde, als in den letzten Jahren. Augenzeugenberichten zufolge durften die Nazis wohl 1x um den Block gehen – dann war der Spuk auch schon wieder vorbei.

Ein paar etwas verrauschte Fotos gibt es auch:

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