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Feb 23 2010

Ü30

Kategorie Dies & Das


Lange – ziemlich genau 30 Jahre – habe ich auf diesen Moment gewartet – nun ist es soweit. Endlich kann ich nicht mehr von den Türstehern, der mir in den letzten Tagen immer öfter auffallenden Ü30-Parties, abgewiesen werden. Vorbei die Zeit, in der man sich auf Teenie-Partys mit schlechter Musik und nervigen weil pre-pubertierenden Mitmenschen abgeben musste. Außerdem…sehen wir doch der Wahrheit ins Auge: rein musikalisch gesehen waren die 80-er (ja, da habe ich damit begonnen, aufzuwachsen) das Beste, was der Menschheit je passiert ist. Ich gebe zu, dass auch ich lange gebraucht habe, um dies tatsächlich zu verinnerlichen.

Endlich – endlich gehöre auch ich zu denjenigen, die im Öffentlichen Personennahverkehr aufgrund ihres „gesetzten Alters“ unaufgefordert einen Sitzplatz angeboten bekommen. Und – sollte ich mal nicht mit den bisweilen durchaus anspruchsvollen Fahrplänen der DVB zurechtkommen, kann man es mir nicht mehr übelnehmen, sondern muss der sicherlich langsam einsetzendenden Altersdemenz die Schuld in die Schuhe schieben. Politisch müsste ich mich unter Umständen neu orientieren und mich vor den nächsten Wahlen informieren, ob nicht die „Die Grauen“ (die mit dem Panther) mittlerweile eine Option für mich wären.

Außerdem – und das kann ich mit harten Fakten belegen – war das Jahr 1980 ein Jahr, an welches man sich noch heute gern erinnert. 1980 gewann der Film „Die Blechtrommel“ den Oscar für den besten ausländischen Film des Jahres 1979. Gleichzeitig erhielt der Film „Star Trek: Der Film“ einen Oscar für die besten Spezialeffekte. Außerdem war 1980 das Jahr der Wiedereinführung der Sommerzeit und Papst Johannes Paul II. besuchte als erster Papst nach 198 Jahren die BRD. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft (die Wessis natürlich) wurden in Rom durch ein 2:1 Europameister gegen Belgien. Ebenfalls 1980 bezwang Reinhold Messner als erster Bergsteiger den Mount Everest im Alleingang und ohne Sauerstoff-Gerät und das Birkhuhn wurde Vogel des Jahres. Angaben über das Jahr 1980, die heute kaum jemanden mehr interessieren. Warum auch – gibt wichtigeres als in der Vergangenheit zu schwelgen. Außerdem komme ich etwas vom Thema ab…was ich mitteilen wollte: Im Grunde freue ich mich ganz doll, dieses in meinen Augen biblische Alter erreicht zu haben.

Alles Quatsch!

30 – in Worten DREIßIG – ist durchaus ein kritisches Alter. Bereits ein Jahr zuvor wird man 29 und noch während der Feierlichkeiten wird einem schlagartig bewusst, dass man plötzlich an der Schwelle zum nächsten Jahrzehnt kratzt. Man kann gar nicht anders – die (für viele sicherlich erste) „Midlife Crisis“ steht bevor. Man denkt nicht nur darüber nach, was man bisher alles geschafft hat, sondern stellt sich die vermeintlich viel wichtigere Frage, was man alles noch nicht erreicht hat. Plötzlich fallen einem Menschen auf, die sehr viel jünger sind als man selbst und die trotz ihrer paar Jahre schon sehr viel mehr erlebt haben, als man selbst wahrscheinlich je erleben wird. Ohne es wirklich zu wollen, wird unterbewusst die Soll- mit der Haben-Seite verglichen und gegeneinander aufgewogen. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass dabei manch einer zu unerwarteten Ergebnissen kommt, weil „lebensbuchhalterisch gesehen“ so einiges im Argen liegt.

Außerdem – gab es im Jahre 1980 selbstverständlich auch nicht so glorreiche Ereignisse. In den deutschen Jahressinglecharts von 1980 rangierte die „Goombay Dance Band“ mit dem unvergessenen Titel „Sun of Jamaica“ unangefochten auf Platz 1. Im selben Jahr gab Bob Marley sein letztes Konzert und John Lennon wurde erschossen. Entschuldigung – ich schweife wieder vom Thema ab.

Andererseits – im näheren Bekanntenkreis haben es mittlerweile schon viele geschafft, diese Zäsur ohne größere Blessuren weitestgehend unbeschadet zu überstehen. Leider habe ich es auf keiner der 30-er-Jahre-Parties, bei denen ich bisher zugegen war, versäumt, großspurig auf das Älterwerden hinzuweisen. Ja, ich gebe sogar zu, mich bisweilen unverschämterweise lustig gemacht zu haben, ohne darauf zu achten, bald selbst in einer ganz ähnlichen Situation zu sein. Ein in Ansätzen mulmiges Gefühl kann ich momentan nur schwer verleugnen.

Seis drum – als geborener Optimist kann ich nicht lange in solch trübsinnigen Gedanken schwelgen…Kopf hoch, Arschbacken zusammenkneifen & weiter gehts!

PS: Danke an alle Gratulanten, Ständchensinger und mit Ständchensingen-Aufhörer…;-)

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