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Mai 24 2009

Schiff Ahoi

Kategorie Reisen


Am vergangenem langen Wochenende gings mal wieder raus an die frische Luft. Zelten und Paddeln stand auf dem Plan. Da ich mit ersterem wenig, und mit letzterem bisher gar keine Erfahrung hatte, war ich bereits im Vorfeld gespannt und voller zwiespältiger Erwartungen. Wird das Wetter halten? Werde ich mich zu meinem Leidwesen und zur Belustigung meiner paddelerfahrenen Mitreisenden auf dem nassen Element besonders blöd anstellen? Werde ich die kurzzeitige Trennung von meiner Lieblingsstammleserin physisch und psychisch einigermaßen verkraften? <– dies ist ein kleiner Insider, den man nicht unbedingt verstehen muss.

Nunja – das Wetter war anfangs beschissen, später bescheiden und letztendlich aber doch ganz passabel. Das heißt: Gewitter und strömender Regen am Beginn des ersten Tages, eisige Kälte bei der zweiten Übernachtung auf einem direkt am Fluss in einem Tal gelegenen Zeltplatz und brütende Hitze auf der letzten Etappe. Ich bin mir sicher, dass ich mich besonders an den letzten Punkt noch einige Zeit gut erinnern werde, da ich mir trotz intensiver Gegenmaßnahmen (Lichtschutzfaktor 30 & Coole Mütze) einen ordentlichen Sonnenbrand mit nach Hause nehmen durfte.

Zunächst ging es zum Zeltplatz „Blütengrund“ in Naumburg an der Saale. Woher der Zeltplatz seinen Namen hatte, war nicht schwer zu erraten. Die unzähligen Samen fast ebenso unzähliger Pappeln hüllten die ganze Gegend in flockiges Weiß. Für Allergiker ist die Gegend momentan also nicht unbedingt zu empfehlen. Ansonsten kann man nicht meckern. Schöne Gegend, nette Leute und angehme Preise. Am nächsten Morgen wurden wir mitsamt unserer Boote einige Kilometer flußaufwärts transportiert. Der Startpunkt lag in der Nähe von Memmleben. Von dort sollte es in zwei Etappen über insgesamt 43km wieder zurück nach Naumburg gehen. Die Zelte und das restliche Gepäck wurden in geräumige Packsäcke gepackt und auf die Boote geschnallt. Insgesamt hatten wir ein „Einer“ und ein „Zweier“ Kajak ausgeliehen. Kajaks (gehören zur Gruppe der Kanus) sind die Boote, in denen man in Fahrtrichtung sitzend sich mit Hilfe eines „Doppelpaddels“ fortbewegt…wieder was gelernt. Zusätzlich hatten wir noch ein Zweier „Falti“ (Fachbegriff Faltboot) dabei. Ein äußerst interessantes Gefährt welches mir bis dato unbekannt war, jedem alteingesessenen EX-DDR-Bürger (RZ 85) aber ein Begriff sein sollte. Der Aufbau ging mit unseren ungeübten Händen leider nur sehr schleppend voran. Nachdem wir das Teil nach fast einer Stunde endlich aufgebaut hatten, bemerkten wir einen kleinen Fehler der leider dazu führte, dass wir das Boot nochmal komplett auseinandernehmen und wieder von vorn anfangen mussten. Hätten wir mal doch die umfangreiche Gebrauchsanleitung mitgenommen. Für kurze Zeit machte sich dicke Luft in unserer kleinen sonst so harmonischen Paddelgruppe breit, die sich aber augenblicklich verzog, als wir die Boote endlich zu Wasser gelassen hatten. Ohne große Probleme nahm ich mit spielerischer Leichtigkeit die erste Hürde des Einsteigens. Dennoch bemerkte man wohl meine skeptischen Blicke und betonte für meine Begriffe etwas zu oft, dass diese Gefährte ziemlich robust gebaut und extra für Touristen gemacht sind – die können gar nicht kentern. Aha! Auch die Schwimmwesten, die wir von unserem Bootsverleih ausgehändigt bekommen hatten, wären aus diesem Grund eigentlich gar nicht notwenig. Soso! Das beruhigte mich dann doch etwas. Immerhin stand auf den Schwimmwesten die Telefonnummer des Bootsverleihs. Somit könnte man wenigstens meinen leblosen Körper identifizieren – wenn ich irgendwo angeschwemmt werden würde. Soll ja bei Wasserleichen gar nicht so einfach sein – kennt man ja aus dem Fernsehen.

Mit einem laut eigenen Angaben erfahrenen Paddler im Rücken (der hinten sitzt ist immer der Steuermann) stach ich dann sozusagen das erste Mal in den Fluss. Paddeln ist tatsächlich ziemlich einfach. Am Anfang besteht die Schwierigkeit darin, nicht zu viel Wasser ins eigene Boot zu schaufeln. Clever wie ich war, hatte ich mir gleich meine Regenjacke griffbereit gelegt und konnte somit halbwegs verhindern, dass meine Hose gleich nach den ersten Metern klitschnass wurde. Überhaupt sollte man sich bevor man sich ins Boot setzt überlegen, was man in den nächsten Stunden so alles benötigt. Schnell mal aufstehen und in seinen Sachen wühlen ist nämlich keine so gute Idee.

Meine Bewegungen wurden immer sicherer – der Unstrut-Express nahm deutlich Fahrt auf und so rauschten wir gemütlich flussabwärts. Ein weiterer Vorteil, denn runter ist immer leichter als rauf! So kamen wir bereits am frühen Nachmittag an unserem ersten Etappenziel, dem Zeltplatz in Karsdorf, an. Die zweite Etappe war mit 25km deutlich länger. Somit waren wir mit einem kleinen Zwischenstopp nochmal 7 Stunden unterwegs. Kurz vor dem Ende der Etappe waren wir dann auch Zeuge dabei, wie die Insassen eines anderen Kajaks über Bord gingen. Nanu? Sind die Dinger nun doch nicht so sicher? Als die triefnassen Badefreunde wieder auftauchten, war uns der Grund für dieses Missgeschick sofort klar. Sie waren uns schon vorher negativ – weil über die Maßen angetrunken – aufgefallen. Ich sage es ungern, aber Alkohol und Paddeln passt nun wirklich nicht zusammen.

Alles in allem (trotz der leichten Schmerzen in diversen Regionen meines Körpers) könnte ich mich daran gewöhnen, öfter mal die Paddel zu schwingen.

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