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Mai 25 2016

Das Tomatenhäuschen

Kategorie Bautagebuch

Die Arbeiten an Häuschen, Schuppen und Carport sind schon seit einiger Zeit abgeschlossen. Unter unserem Carportdach nistet ein Vogel. Vermutlich ein Hausrotschwanz. Wir mussten den Namen Googeln. Mein Onkel – gleichzeitig mein persönlicher Elektriker – hat sofort beim Anblick des Nestes auf den richtigen Namen getippt. Die bauen ihre Nester immer so liederlich, meinte er. Der Sohn möchte jetzt immer Zitat: „Vögeln gucken gehen“. Wenn er dieses Vokabular auch in der Krippe zur Anwendung bringt – nunja. In den nächsten Tagen sollten auch die Terrasse und das Pflaster fertig werden. Endlich Zeit sich über „das Drumherum“ Gedanken zu machen. Nicht weniger als 1000m² sind momentan größtenteils mit Dreck bedeckt. Zudem ragt auf der Südseite noch ein riesiger Haufen Aushub in die Höhe. Vereinzelt sprießt ein Hälmchen Gras. Hier und da beginnt das Unkraut zu wuchern. Im Nordwesten haben wir ein kleines Beet angelegt. Rein zufällig hat es die Form eines Pizzastücks. Meine Frau hat dort Gemüse- und Erdbeerpflanzen in den Boden gesteckt. Zunächst hatte sich dort Dank der Temperaturen wochenlang leider noch nicht so viel getan. Mittlerweile konnten wir das erste Radischen ernten und den ersten Salat essen. Außerdem hat sich ein Wurm die Wurzeln einiger Kopfsalat-Pflanzen einverleibt. Selbige haben es nicht überlebt. So weit, so spektakulär, das Landleben.

Und sonst so?

Vor einige Wochen hat meine Frau Tomaten ausgesät. Dummerweise ist aus jedem Korn etwas geworden, so dass wir plötzlich über 20 Pflanzen rumstehen hatten. Einen Teil haben wir verschenkt. Der Rest sollte nach draußen gepflanzt werden. Auch wir als „Neugärtner“ wissen, dass Tomatenpflanzen nicht im Regen stehen dürfen. Also musste ein Tomatenhaus her. Aber nicht irgendein wackeliges Baumarkt-Konstrukt. Nein – selbstgebaut, passend gemacht und jedem Wetter trotzend. Die Stelle war schnell gefunden, der Plan zügig ausgearbeitet: Fläche abstecken, sandigen Boden entfernen, Mutterboden rankarren, Bodenhülsen für Pfeiler in den Boden rammen, ein paar Latten zu einem Häuschen zusammenschrauben und alles mit Folie überdecken. Schnell stellte sich heraus, dass das Erdreich eher weniger aus Erde, sondern vielmehr aus Felsen und Schotter bestand. Das führte natürlich dazu, dass sich die Bodenhülsen vehement dagegen wehrten, in den Boden gerammt zu werden. Die erste passte perfekt, die zweite kam kurz vorm Ziel ins Stocken und war durch die heftigen Schläge mit dem Vorschlaghammer auch nicht besonders gerade geblieben. Bei den anderen beiden tat sich so gut wie gar nichts. Irgendwo tief im Erdreich hatten sich Steine in den Weg gestellt. Jedesmal, wenn der Vorschlaghammer donnernd auf die Bodenhülse niedersauste, spürte ich die Blicke der Nachbarn. Sicherlich standen sie schenkelklopfend hinter den Gardinen und sahen sich in der Annahme bestätigt, dass so Städter wir auf dem Land wie hier schnell an ihre Grenzen stoßen. Nun ist es natürlich so, dass die vier Pfeiler, die das Haus später tragen sollten, in einem bestimmten Abstand stehen sollten, sodass der Grundriss zumindest halbwegs ein Rechteck ergeben würde. Muss man sich auch nicht dran halten – aber dann sieht’s vermutlich eher Scheiße aus. Natürlich hatte ich bereits einen Plan B in der Tasche. Vier Löcher mussten her. Am besten an den Stellen, wo später die Pfeiler stehen sollten. Dort dann die Bodenhülsen rein, ein bisschen Beton drumherum. Das sollte für einen festen Stand reichen.

Bereits einen Tag später machte ich mich gemeinsam mit dem zweieinhalbjährigen Sohn ans Werk. Dabei gab er nicht nur den interessierten Zuschauer, sondern half aktiv bei dem Projekt mit. In eine kleine Schubkarre, die ihm eine Nachbarin freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, schaufelte er mit Freude den Dreck, den ich nach und nach aus dem Boden stemmte. Als ich ihm einmal kopfüber in einem halbfertigen Loch steckend den Arsch zugedreht hatte, kippte er die ganze Ladung in ein bereits fertiggestelltes Loch. Mit einem „guck mal Papa“ zeigte er auf das nun wieder verfüllte Loch und grinste mich stolz an. Bevor ich ihm nicht nur rechts sondern auch links eine runterhauen konnte, setzte er dieses Gesicht auf, das er in solchen Situationen immer aufsetzt und auf das Eltern im Allgemeinen und Väter im Speziellen nicht mit Wut reagieren können. Dazu legte er den Kopf leicht schräg, runzelte die Stirn und lächelte. Hinterhältiger kleiner…! Dennoch: Schneller als gedacht waren die Löcher freigelegt, die Bodenhülsen ausgerichtet und im Beton verankert. Et voilà:

Auch im ersten heftigen Unwetter vor zwei Tagen hat sich die Konstrutkion wacker geschlagen.

2 Kommentare

2 Kommentare zu “Das Tomatenhäuschen”

  1. Lindaam 16. Jan 2017 um 12:17 Uhr

    Wie war die Ernte? Und steht das Häuschen immer noch?

  2. blechkoppam 16. Jan 2017 um 12:20 Uhr

    Die Ernte war durchaus ergiebig. Die Folie musste mittlerweile mehrfach geflickt werden. Die linke Seite wurde beim letzten Sturm ordentlich zerfetzt. Hier hat sich der Ingenieur aber schon diverse Verbesserungen hinsichtlich der Stabilität einfallen lassen.

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